44. Montagsgespräch am 15. 1. 2001 im Musiklabor, Luisenstraße 37a, München
Dr. rer. nat. Jutta Köhler referiert
über das Neue
Boris Groys, "Über das Neue - Versuch einer Kulturökonomie", Fischer Taschenbuch 14433, Frankfurt/Main 1999, ISBN 3-596-14433-7.
Fazit "Die künstlerische Innovation stellt sich als beständige Neubestimmung der Grenze zwischen einem Bereich des wertlos 'Profanen' und der als wertvoll erachteten 'Kultur' dar.
S. 23: Das Neue zwischen Vergangenheit und Zukunft
S. 23: In der klassischen Antike und im europäischen Mittelalter wurde die Orientierung am Neuen in der Regel verurteilt: Man sah in ihr lediglich ein Zugeständnis an die Macht der Zeit, die von den tradierten Vorbildern wegführte. Es galt die Bewahrung der uralten, von entstellender Innovation möglichst unberührten Überlieferung. Aber:
S. 25: Platon hatte eine modernere Auffassung von Wahrheit: Die Seele erinnert sich an die Wahrheit, die ihr noch vor ihrer Geburt in die Welt, noch vor dem Beginn jeglicher Tradition, noch vor dem Beginn der Welt als solche gegeben ist. Diese neue Wahrheit erweist sich als noch älter und noch ursprünglicher als jede in der Kultur explizit vorhandene Tradition.
S. 25: Descartes versuchte unter dem Motto "Cogito ergo sum" = "Ich denke also bin ich" aus den Grenzen all dessen herauszutreten, was in Zweifel gezogen werden und sich im Verlauf der historischen Zeit als unbeständig erweisen konnte. Er begründete eine Methodologie, mit deren Hilfe sich die Zukunft auf einheitlichen, rationalen, allgemeinen und unveränderlichen Grundlagen organisieren läßt. Dasselbe Ziel verfolgen nach Groys auch moderne Maler wie z. B. Malewitsch oder Mondrian, die die methodischen Zweifel an der Beständigkeit historischer Kunstformen mit den Mitteln der Kunst selbst ausdrücken. Groys meint, daß die Auffassung des Neuen als etwas, was jedem historischen Zeitalter vorausgeht, und die Forderung an die Wahrheit, sie müsse ursprünglicher sein als alle nachfolgenden Irrtümer, sich auch in der Moderne nicht wesentlich geändert habe. Aber:
S. 26: Das Denken und die Kultur der Neuzeit sind bereit, sich in den Gegensatz der Vergangenheit zu stellen, doch sind sie nicht bereit sich in den Gegensatz zur Zukunft zu bringen, die sie als den Bereich der durch nichts begrenzten Expansion verstehen, sie ist die schlichte Fortsetzung der Gegenwart, die wiederum als schlichte Fortsetzung der Vergangenheit gesehen wird. Das gilt auch für Theorien der Neuzeit, die die Geschichtlichkeit maximal integrieren. Die Grundutopie der Moderne bleibt auch im Marxismus, im Existentialismus, in der Hermeneutik, Psychoanalyse, dem Strukturalismus, der Heideggerschule oder dem Dekonstuktivismus bestimmend. Sie alle schaffen zwar Diskurse, die es erlauben, die historische Relativität der Wahrheit zu beschreiben. Diese Diskurse sind jedoch nicht als historisch relativ gedacht. Wenn die Gegenstände der Diskurse ständig entgleiten, so werden die Diskurse selbst unendlich: Die Unendlichkeit der Interpretationen, der Textualität, des Begehrens führt über jede historische Gegenwart oder Zukunft hinaus.
S. 27: Das Andere, das für den historischen Wandel verantwortlich gemacht wird, läßt sich dabei als Natur, Geschichte, Leben, Begehren, Klassenkampf, Rasseninstinkt, Technologie, Sprache, Ruf des Seins, Textualität oder Differenz bezeichnen und all das verbindet der Hinweis auf etwas Außerkulturelles, was die Kultur nicht kennt oder sich vor ihr verbirgt, das nicht von der Kultur kontrolliert wird und sie deshalb seinerseits bestimmt.
Unabhängig davon, wie sich die Diskurse und Praktiken auf das Andere berufen, definieren sie sich selbst als meta-kulturell und zukunftsbestimmend.
S. 28: Sie berufen sich auf die Zeit selbst und betrachten sich folglich als immun gegen den historischen Wandel, der in der Zeit abläuft. Der Zeitwandel ist aber nicht die verborgene Ursache des Wertewandels, in dem die Zeit, wie man so schön sagt, ihren Ausdruck findet. Die Logik der Umwertung der Werte zwingt zum Neuen auch dann, wenn die Zeit gar nicht darauf drängt. Diese Logik ist eine ökonomische Strategie, die eine neue Zeit bewußt und künstlich produziert. Und auch das, was in der Zeit quasi-unbewußt entsteht, wird erst durch die gleiche Logik zum kulturellen Wert. Die Werthierarchien ändern sich nicht automatisch durch ihren Wandel in der Zeit, sondern beim Umgang mit den Werten wird das Zeitgeschehen positiv oder negativ verwendet. In der überzeitlichen Perspektive der kulturellen Archive und des Vergleichs, den diese ermöglichen, wird der Wandel manifest.
S. 29: Das Neue ist nicht bloß das Andere
S. 30: Das Neue ist in bezug auf die Tradition niemals einfach nur das Andere, es ist immer auch etwas Wertvolles, welches eine geschichtliche Periode hervorhebt und der Gegenwart den Vorzug vor der Vergangenheit und der Zukunft gibt. Es muß das Andere selbst, das auf die Kultur einwirkt, zeigen, es zugänglicher, sichtbarer und greifbarer machen. In den poststrukturalistischen oder postmodernen Theorien war das Neue die Behauptung, das Andere verberge sich und lasse keine wesentliche Aussage über sich zu.
S. 31: Diese negative Definition macht jedoch nur aus dem geschichtlichen Kontext Sinn. Die Kritik der 60er und 70er Jahre unseres Jahrhunderts konstatierte, es gebe nichts Identisches, aber auch nichts Anderes mehr, welches wertvoll oder wesentlich sei, alles habe sich im Spiel partieller Differenzen aufgelöst. In der Praxis hält die Kultur jedoch nach wie vor bestimmte Verschiedenheiten für interessant und wertvoll, andere für trivial und irrelevant.
S. 32: Wie unterscheidet sich kulturell wertvolle von kulturell wertloser Differenz ?
S. 33: Das Neue hat seinen Ursprung weder im Markt noch in der Authentizität
S. 37: Das Neue stellt sich nicht von selbst ein, wie einige Kritiken behaupten, sobald man nur genügend vom üblen Geist des Profites durchdrungen sei, Wahrheit und Moral vernachlässige, die Jagd nach dem Erfolg als einziges Ziel verfolge usw..
S. 36: Der Kritik an der modernen Auffassung der Authentizität, die in unserer Zeit im Namen des Marktes geübt wird, kann man also durchaus zustimmen, meint Groys, denn sie betrachtet die kulturellen Produkte nicht als Zeichen einer verborgenen Realität, sondern als Werte in einem ökonomischen Zusammenhang. Denn:
S. 37: Die ökonomische Logik der Umwertung der Werte ist die Logik der Kultur selbst. Kultur ist immer schon eine Werthierarchie. Jede kulturelle Handlung bestätigt oder verändert sie, in den meisten Fällen beides zugleich. Eine kulturökonomische Untersuchung braucht sich also nicht auf den Markt als auf eine außerkulturelle Wirklichkeit zu berufen. Kunstwerke und Theorien werden auf dem Markt entsprechend dem Wert gehandelt, welcher ihnen durch das kulturelle Geschehen zugemessen wird.
S. 38: Das Neue ist nicht utopisch
S. 40: Das Streben nach interkultureller Originalität unterscheidet sich vom Streben nach einer Originalität mit Nähe zum Ursprung und Übereinstimmung mit einer außerkulturellen Wirklichkeit. Der Selbstschutz vor der Zukunft durch nachdrückliches Betonen der eigenen Originalität hat dazu geführt, daß man heute weniger über Utopisches oder Neues spricht, dafür aber alle viel über das Andere reden.
S. 42: Das Neue als das Wertvolle Andere
S. 44: Das Neue ist nur dann neu, wenn es nicht einfach nur für ein bestimmtes individuelles Bewußtsein neu ist, sondern, wenn es in bezug auf die kulturellen Archive neu ist. Zu diesem historischen Gedächtnis haben nicht nur der Autor, sondern auch seine Kritiker gleichermaßen Zugriff. Deshalb kann man das Neue individuell beurteilen und zugleich eine öffentliche Diskussion darüber führen.
S. 45: Das Neue und die Mode
So hat entgegen der verbreiteten Meinung gerade das, was heute Mode ist, die größten Chancen, in der Zukunft erhalten zu bleiben, nicht als ewige Wahrheit, sondern als auf Dauer bewahrtes Charakteristikum einer bestimmten Zeit.
S. 46-47: Das Neue ist wertvoller als das nur Differente, es beansprucht für sich gesellschaftliche Bedeutung und will für seine Zeit Wahrheit sein. Das Neue erhebt Anspruch darauf, von den Mechanismen des kulturellen Gedächtnisses für die Zukunft erhalten zu werden. Zugleich beansprucht es keine absolute Bedeutung, Wahrhaftigkeit und Universalität, mehr noch, es will diese Universalität gar nicht, da es um seine geschichtliche Originalität fürchtet.
S. 48: Das Neue ist kein Effekt der ursprünglichen Differenz
Kulturgeschichte ist die Geschichte der Identifizierungen und Differenzierungen. Deshalb geht das Neue in der Kultur dem Differenten voraus. Vor Duchamp ist kein Künstler auf den Gedanken gekommen, die Mona Lisa mit ihrer beschädigten Reproduktion zu vergleichen.
S. 49: Jedes Ereignis des Neuen ist im Grunde der Vollzug eines neuen Vergleichs von etwas, was bis dahin noch nicht verglichen wurde, weil niemandem dieser Vergleich früher in den Sinn kam. Das kulturelle Gedächtnis ist die Erinnerung an diese Vergleiche, und das Neue findet nur dann Eingang in das kulturelle Gedächtnis, wenn es seinerseits ein neuer derartiger Vergleich ist. Der Einklang mit den Kriterien der Umwertung der Werte, dem Wissen um die Ausgangssituation, die durch die Tradition überliefert wird, nicht aber die reine Differenz zum Außerkulturellen, Verborgenen, Anderen, garantiert den gesellschaftlichen Status des Neuen - und insbesondere den Status einer neuen Wahrheit.
S. 50: Das Neue ist kein Produkt der menschlichen Freiheit
Bei hinreichend kultureller Erfahrung kann ein einzelner Mensch - Autor oder Konsument - das Neue, noch bevor es wirklich gesellschaftlichen Erfolg, Anerkennung und Macht erlangt hat, als wirklich neu, interessant, originell, bedeutend und wertvoll, einschätzen. Daß die Fähigkeit zum individuellen Erkennen des Neuen besteht, bedeutet wiederum, daß im Neuen selbst etwas enthalten sein muß, das es in einer bestimmten Kultur zwangsläufig zum Erfolg führt, welche Machtstrukturen auch immer hinter ihm stehen oder sich ihm widersetzen mögen.
S. 55: Die Wertgrenze zwischen kulturellem Archiv und profanem Raum
S. 63: Innovation als Umwertung der Werte
S. 66: Innovation und Kreativität
S. 73: Marcel Duchamps "Ready-made"
S. 73: Die Strategie der Innovation von Duchamp ist universell und liegt jedem innovativen Gestus zugrunde, unabhängig davon, wie Duchamp selbst diese Strategie angewendet hat, um seine eigenen spezifischen künstlerischen Ziele zu erreichen. Die Benutzung von Ready-mades, d.h. von bestimmten wohlbekannten Objekten des alltäglichen Lebens, diente Duchamp nur zur Verdeutlichung eines Verfahrens, das schon immer angewendet wurde, nicht nur bei der Produktion von Kunst, sondern von Kultur generell. Duchamp verzichtete auf die äußere Transformation des profanen Gegenstandes, den er benutzte, um zu zeigen, daß die kulturelle Valorisierung dieses Gegenstandes ein anderer Vorgang ist als diese seine künstlerische Transformation.
S. 74: Nimmt man Duchamp ernst, so darf man zur Interpretation seiner Kunst keine verborgenen, unbewußten Kräfte und Prinzipien bemühen. Im Gegenteil, die Interpretation wird keine Deutung Duchamps mehr sein, sie wird vielmehr die Interpretation der ganzen übrigen Kunst aus der Perspektive von Duchamps Entdeckung sein.
S. 77: Das Ready-made wurde im Lauf der Zeit verschieden interpretiert. 1. Pessimistisch als "Ende der Kunst", d.h. der Abwertung der Kunst.
S. 78: 2. optimistisch als Aufwertung des Profanen. 3. Intrige der Galeristen, Museumsleute und Sammler, um die Preise in die Höhe zu treiben.
S. 79: 4. zwar nicht als "Ende der Kunst" aber als permanente Kritik an den sozialen Valorisationsmechanismen der Kunst. 5. als persönlichen Inhalt, d.h. unbewußten, libidinösen Determinanten, die Duchamp bei der Wahl geleitet haben, was auch eine Fortsetzung der Ready-mades auch nach Duchamp ermöglicht.
S. 81: Duchamp selbst wollte alle Ebenen der Expressivität reduzieren und ein Objekt in den valorisierten kulturellen Kontext stellen, das nicht in das komplizierte System der kulturellen Assoziationen, Bedeutungen und Verweise gehörte.
S. 82: Das Prinzip der Neuheit besteht in dem Auswählen von Etwas, was noch keinen künstlerischen Status hat.
S. 83: Die neue Kunst nach Duchamp beschäftigt sich mit dem sozialen, politischen, semiotischen oder medialen Umfeld der Kunst, das früher nicht beachtet worden war.
S. 84: Das bedeutet, daß sich die Innovation nicht als Wirkung bestimmter verborgener Prinzipien oder Kräfte erklären läßt: Die Beschreibung oder Aufdeckung dieser Kräfte ist immer auch das Ereignis einer analogen Innovationsstrategie und damit Instanz der gleichen kulturökonomischen Logik.
S. 85: Die negative Anpassung
S. 91: Das innovative Kunstwerk ist keine Rebellion gegen die kulturelle Tradition und in dem Willen zu den Sachen selbst zu kommen, sondern eine Strategie der Kombination aus positiver und negativer Anpassung an die Tradition - mit dem Ziel, das Signifikant des Gegenwärtigen zu erzeugen.
S. 93: Die Umwertung der Werte dessen was schon ist, schafft eine völlig neue Lage, aus der die Gesamtheit der Kultur wie aus einer Außenposition heraus betrachtet, beschrieben und kommentiert werden kann. Das Neue als endgültige Transgression oder Synthese, die alle Wertgrenzen völlig überwindet, erweist sich als unmöglich. Wäre es aber möglich, wäre es nur der Ausgangspunkt für eine neue absolute Werthierarchie.
S. 94: Das ökologische Argument dagegen
S. 101: afrikanische Masken, Machtheorie, Toleranz der Religionen
S. 102: Die auf die Stufe der Kultur erhobene Profanität verliert ihre außerkulturelle Kraft und stellt damit keine reale Bedrohung für die Kultur mehr da, sondern gliedert sich ihr im Gegenteil ein und wird neutralisiert.
S. 111: Auf- und Abwertung
S. 119: Kulturökonomie des Tauschs
S. 123: Innovativer Tausch und Christentum
S. 127: Interpretationen des innovativen Tauschs
S. 139: Kulturelle Wertgrenzen und gesellschaftliche Ungleichheit
S. 146: Denken als innovativer Tausch
S. 155: Der Autor
S. 160: Sowohl die klassische Philosophie als auch die neue kritische Theorie wollen keinen privaten, rein menschlichen Charakter der Autorenschaft. Im Kampf gegen die Urheberschaft, die als Autorität verstanden wird, vollzieht der poststrukturalistische Kritizismus eine Art Vergesellschaftung der Sprache, des Textes und des Körpers.
S. 161: Den Wert des Autors anzuerkennen bedeutet auch nicht, ihm eine priviligierte Stellung im Profanen zuzubilligen, einen privaten Zugang zur außerkulturellen Realität, eine dominierende Position in der Kultur oder eine ausgezeichnete, geniale Persönlichkeit. Es bedeutet vielmehr, ihn als unverzichtbar für die Fortsetzung der kulturellen Tradition anzusehen.
S. 163: Der Erfolg eines Autors ist durch kein Können, kein Wissen, keine gesellschaftlichen Privilegien garantiert, aber auch durch keine Authentizität, keine Nähe zum Wirklichen, Profanen, Wahren. Ein Autor ist der kulturökonomischen Logik äußerst hilflos ausgeliefert. Deshalb manifestiert gerade die kulturelle Innovation diese Logik am konsequentesten, die in anderen Bereichen des Lebens genauso unerbittlich, aber verdeckt wirkt.
Jutta Köhler's These:
Die Menschen sind auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens und damit sich selbst. Der Vorgang dieser Suche läuft rekursiv ab. Als das "Neue" wird das empfunden, was in einer jeweils nächsten rekursiven Schleife zur Optimierung des Bewußtseins ein konstruktives Element zur Erkenntnis beiträgt. Dieser Vorgang der Optimierung kann gleichermaßen von einem Individuum allein bewältigt werden oder als kollektive Erfahrung in einer Gruppe oder Gesellschaft erlebt werden.
Sogyal Rinpoche, "Das tibetische Buch vom Leben und Sterben", Otto Wilhelm Barth Verlag, 15. Auflage 1995, ISBN 3-502-62580-8
S. 142: Wir Menschen sehen uns zwar sehr ähnlich, nehmen die Dinge aber äußerst unterschiedlich war, und wir leben alle in unserer jeweiligen, ganz einzigartigen, eigenständigen und persönlichen Welt. Wie Kalu Rinpoche sagt:
"Wenn hundert Menschen schlafen und träumen, erlebt jeder von ihnen im Traum eine andere Welt. Von jedem Traum kann man sagen, er sei wahr; es wäre jedoch falsch, behaupten zu wollen, daß nur der Traum eines Einzelnen Wirklichkeit wäre und alle anderen Trugschlüsse. Jeder Wahrnehmende erlebt seine eigene Realität entsprechend der "karmischen Muster", die seine Wahrnehmung bestimmen."
S. 143: Im Buddhismus werden sechs Wahrnehmungsbereiche unterschieden: die Welt der Götter, der Halbgötter, der Menschen, der Tiere, der Hungergeister, der Höllenwesen. Sie sind alle das Ergebnis der sechs zentralen, negativen Emotionen, Stolz, Eifersucht, Verlangen, Unwissenheit, Gier und Haß. Existieren all diese Bereiche tatsächlich, oder sind sie nur in uns? Wir sehen nur das, was unsere karmische Sicht zuläßt, und nicht mehr. Wir können im ungereinigten und unentwickelten Zustand unserer Wahrnehmung gegenwärtig nur dieses Universum wahrnehmen, wir glauben nur was wir sehen.
Die buddhistischen Lehren aber sprechen von unzähligen Welten in verschiedenen Dimensionen. Wie können wir also ernsthaft definitive Aussagen darüber machen, was jenseits der Grenzen unserer beschränkten Sicht existiert und was nicht? Auch westliche Astrophysiker postulieren in letzter Zeit ein Universum von vielen Parallelwelten.
S. 329-331: Bei näherer Betrachtung des eigenen Geistes erkennt man, daß die manifestierten negativen Emotionen aufgelöst werden können und daraus sich die 5 Weisheiten ergeben, deren Buddhas die reinen Aspekte der fünf Aggregate des Ich darstellen. Wird die Begierde in ihrer wahren Natur erkannt, so erscheint sie, vom Greifen befreit, als die "Weisheit der Unterscheidung". Die Auflösung von Haß und Abneigung ergibt die "Spiegelgleiche Weisheit", Unwissenheit die "Weisheit des allumfassenden Raumes", Stolz löst sich auf in die "Weisheit der Wesensgleichheit", Eifersucht in die "Allesvollendende Weisheit". Ob sich diese Visionen manifestieren und wir sie als getrennt von uns erfahren, oder ob es uns gelingt, zu erkennen, daß sie aus dem Grund der Natur unseres Geistes als seine erleuchtete Energie ausstrahlen, sind nur zwei Sichtweisen, beide sind in ihrer grundlegenden Natur wesenhaft identisch.
S. 337: Sehr aufschlußreich ist es auch, den "lichtvollen Bardo der Dharmata = Nach-Tod-Phase" als einen Ausdruck von Dualität in ihrer letztlich reinsten Form zu betrachten. Wir sind gleichzeitig Mitteln zur Befreiung und der Verlockung durch den Ruf unserer alten Gewohnheiten und Instinkte ausgesetzt. Wir erfahren zu ein und derselben Zeit die reine Energie des Geistes und seine Verwirrung. Es ist fast, als würden wir gedrängt, uns klar zu werden - uns für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Ob wir eine solche Wahl aber überhaupt haben, hängt von der Intensität und Vollkommenheit unserer Praxis im Leben ab.
A. Haas, T. de C. Lexikon, 2 Bde., (1971), G. Schiwy T. de C. Sein Leben und seine Zeit, 2 Bde. (1981), [ref. Dr. D. Trüstedt]:
Marie-Joseph-Pierre Teilhard de Chardin, ein französischer Paläontologe, Philosoph und Theologe, 1881-1955, Prof. für Geologie in Paris, suchte eine Synthese zwischen christlichem Schöpfungsgedanken und der Evolution: Am Anfang sei ein potentielles Sein als Gegenpol zu Gott, damit ist Gott nicht absolut frei gewesen. Der Weltstoff expandierte ins Unendlich Große (astronomisch) und als Einrollung nach innen (physikalisch chemisch gesehen). Materieteilchen konvergierten zu Zellen und Menschen. Der anzustrebende Zielpunkt der Entwicklung ist im Punkt Omega gegeben, die geistige Einheit der Vielen im ewig Einen, das Bewußtsein aller Ichs ist dann zu einem Über-Ich entwickelt.
Tor Norretranders, "Spüre die Welt - Die Wissenschaft des Bewußtseins", Rowohlt Verlag Hamburg, 1991, ISBN 3-498-04637-3
S. 213: Nach Manfed Zimmermann's Zusammenfassung im Lehrbuch "Physiologie des Menschen", 1993, S.182, ergeben sich folgende Zahlen für die Bandbreite bzw. Kanalkapazität der menschlichen Sinnesorgane und dem Bewußtsein:
Sinnesorgan | Bandbreite [bit/sek.] | bewußte Bandbreite [bit/sek.] |
Augen | 10.000.000 | 40 |
Ohren | 100.000 | 30 |
Haut | 1.000.000 | 5 |
Geschmack | 1.000 | 1 |
Geruch | 100.000 | 1 |
S. 215: Das Gehirn empfängt ca. 11 Millionen bits pro Sekunde, verarbeitet sehr viel mehr Information als es aufnimmt, versorgt den Körper mit ungefähr noch einmal soviel Information, wie es aufnimmt. Den größten Teil unseres Erlebens können wir gar nicht mitteilen, jede Sekunde erleben wir 11 Millionen bits, können aber nur über wenige Dutzend berichten. [Was bedeutet das? Anm. JK]
Johannes von Buttlar, "Gottes Würfel - Schicksal oder Zufall", Sachbuch 744, Heyne Verlag München 2001, ISBN 3-453-18096-8
S. 96: Yogi Sri Chinmoy sagt:
"Kein Denken, keine Form, nur reine Existenz,
Verebbt sind Wille und Gedanken.
Das letzte Ende des Tanzes der Natur:
Ich bin Es, das ich gesucht habe."
S. 89: Der heilige Franz von Assisi sagt:
"Das, wonach wir suchen, ist das was sucht."
S. 93-4: David Forster, Marylin Fergusson, Ken Dychtwalt fassen zusammen:
Das Gehirn ist ein Hologramm, das ein holographisches Universum interpretiert: Da jeder Aspekt des Universums durch Schwingungen zum Ausdruck kommt und sich alle wellenförmigen Ausdrucksformen innerhalb des Haupthologramms vermischen, enthält jeder Aspekt des Universums Wissen um das Ganze. Da außerdem jeder schwingungsmäßige Ausdruck einer jeden holographischen Einheit auch eine Aussage reiner Information darstellt, können wir erwarten, daß jeder einzelne Aspekt die Fähigkeit besitzt, intime Kenntnis von allen anderen einzelnen Aspekten innerhalb des Haupthologramms zu besitzen. Da unser konventionelles "Denken" offenbar nicht ausreicht, um das Holoversum in seiner Ganzheit zu erfassen, wird von diesem neuen Weltbild "Neues Denken" gefordert: ein Erfassen der Ganzheit, ein "Metadenken", die nächste Stufe der Evolution.
S. 97-98: Beim normalen analytischen Denken ist nur die linke Gehirnhälfte aktiv. In der Entwicklung des Menschen vollzog sich die Spaltung der Hirnhemisphären vor wenigstens 300 000 Jahren, als der Mensch begann, einen Sinn für den Faktor "Zeit" zu entwickeln. Solche Unterschiede in der Funktion der Gehirnhälften lassen sich bei Tieren nicht nachweisen. Descartes (1596-1650) und Newton (1643-1727) schufen nach Ansicht des kalifornischen Physikers Fritjof Capra die "carthesianische Spaltung", die Trennung von Körper und Geist, von Geist und Natur. Der Raum war etwas Statisches, immer gleich und unbeweglich Bleibendes, die Zeit fließt gleichförmig und ohne Rücksicht auf irgendwelche äußeren Dinge dahin, Materie bestand nach Newton aus festen, harten, undurchdringlichen, beweglichen Partikeln, die Gott am Anfang schuf. Erst die Ergebnisse der Quantenphysik am Anfang unseres Jahrhunderts stellten dieses Bild einer kausalen völlig deterministischen kosmischen Maschine in Frage.
S. 100: So sieht Capra ein neues, holistisches Weltbild als einzigen Ausweg. Hier öffnet das holographische Weltbild das Fenster zu einer tieferen, impliziten Wirklichkeit und die Chance in neue Welten vorzudringen, die bisher verdrängte Aspekte des Seins, Eingebung, Intuition, zulassen [und evtl. Verständnis für Phänomene wie Teleportation, Telekinese etc.. ermöglichen (Anm. JK)].
S. 128: Im Einsteinschen Weltbild setzt sich das Universum aus den drei uns bekannten Raumdimensionen und einer Zeitdimension zusammen. Einstein's Raum-Zeit benötigte die im 19. Jahrhundert von Bernhard Riemann entwickelte nicht-euklidische Geometrie, bei der u.a. die kürzeste Verbindung zweier Punkte keine Gerade, sondern eine geodätische Linie ist, also die kürzeste Verbindung zweier Punkte auf einer gekrümmten Fläche.
S. 132: Der Gedankenkomplott der 4 Wissenschaftler Schwarz, Green, Klein und Kaluza führte zur "Superstring-Theorie". Super bedeutet hier Gravitation. Ursprünglich hatte die Raum-Zeit von Schwarz und Green 26 Dimensionen, die sie schließlich auf 10, d.h. 9 für den Raum und eine für die Zeit reduzieren konnten. Dabei war auch dem Chiralitätsprinzip Rechnung getragen, denn der Raum hatte eine ungerade Anzahl Dimensionen.
Nach Roger Penrose besteht der Urstoff des Universums aus sog. Twistoren. In seinem 8-dimensionalen Kosmos mit 4 Raum- und 4 imaginären Zeitdimensionen geben diese ineinander verschlungenen, Möbiusschleifen-ähnlichen Gebilde sozusagen den Ton an.
Jutta Köhler's These:
All diese Beispiele zeigen meiner Ansicht nach, daß es offenbar eine fundamentale Eigenschaft des Menschen selbst war und ist, sich und seine Umwelt zu fühlen, zu verstehen und zu prägen. Dieses Interesse an "Sich selbst im Kontext" hat die Menschheit und ihre Kultur voran gebracht bis heute. Schauen wir nun zuerst einige Beispiele an, wie Künstler und Wissenschaftler wechselseitig die Erkenntnis der Menschheit beeinflußt und geprägt haben, danach, auf welchem Weg sie sich jetzt einzeln befinden.
Keith G. Davies, "Creative Tension - What links Aristotle, William Blake, Darwin and Genetically Modified Crops ?", Nature 407, 14. Sept. 2000, Seite 135
1809 gab es in London eine Ausstellung der Bilder vom damals wenig beachteten William Blake. "The genius of Shakespeare" stellt ein Bild dar, auf dem das Pferd des Intellektes sich von den Felsen der Erinnerung und der Vernunft erhebt, vom unfruchtbaren Felsen des Locke und Netwon. Blake verachtete die reduktionistische Wissenschaft und den mechanisierten Materialismus der industriellen Revolution. Aristoteles, Platon und Blake's Sicht des Universums ist holistisch. Zum Zeitpunkt der Ausstellung war Darwin ca. 1 Jahr alt. Darwin's Sicht des Universums ist reduktionistisch und individualistisch, die Grundlage auf der die genetisch modifizierten Organismen entwickelt werden. Diese beiden Ansichten sind so extrem wie es nur sein kann. Aber die Gegenthese zu Platon und Aristoteles gab es schon damals, denn Antistehne, ein Zeitgenosse von Aristoteles, sagte: "I can see a horse, but I cannot see horseness". Davies, der Autor des Artikels, zieht die Schlussfolgerung, daß es für eine gesunde Zukunft der Wissenschaft notwendig ist, diese Spannung niemals dogmatisch werden zu lassen. Unsere Methoden erhalten durch unsere Vorstellungskraft eine holistische Basis, unsere reduktiven Experimente geben uns eine Möglichkeit sie zu verifizieren. Oder, wie Blake sagte: "The true nature of knowledge is experiment, but what is now proved, was once only imagined".
Wilhelm Weischedel, "Die philosophische Hintertreppe", dtv 30020, 27. Auflage 1997, S.291-299, Wittgenstein oder der Untergang der Philosophie
Zitate aus dem "Tractatus" und den "Philosophischen Untersuchungen": Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen. Die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die, nichts zu sagen, als was sich sagen läßt, also Sätze der Naturwissenschaften - also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat -, und dann immer, wenn jemand etwas Metaphysisches sagen will, ihm nachweisen, daß er bestimmten Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat. Die Lösung des "Rätsels des Lebens in Raum und Zeit" liegt außerhalb von Raum und Zeit. Die Verwirrungen im Denken rühren daher, daß die Sprache vieldeutig ist. Daß die Worte der Sprache nicht eindeutig sind, liegt daran, daß sie je nach dem Zusammenhang, in dem sie auftreten, ihren Sinn verändern. Die Wesenheit Pferd, an der alle Pferde teilhätten, ist für Wittgenstein ein grundlegender Irrtum. Das Wort Pferd läßt sich auf Holzpferde und Pferde auf der Weide gleichermaßen anwenden, deshalb gibt es kein einheitliches Wesen "Pferd". Das Entscheidende sind deshalb nicht die Gleichheiten, sondern die Unterschiede.
Robert S. Root-Bernstein, "Science in Culture - Art Advances Science", Nature 407, 14. Sept. 2000, Seite 134
Auf der Nobelkonferenz 1980 fragte der Direktor einige Wissenschaftler, ob sie sich ein Beispiel vorstellen können, wo ein Künstler den "missing link" für das Verständnis der physikalischen Welt beigetragen hat. Die Kunst, meinten die Teilnehmer, habe nichts zur Wissenschaft beigetragen. Selbst Goethes Farblehre sei ein ziemlich trostloser Reinfall gewesen. Root-Bernstein, der Autor des Artikels führt daraufhin 12 sehr überzeugende Beispiele an, in denen Künstler neue Strukturen erfunden haben, die dann in der Natur/Naturwissenschaft entdeckt/verwendet wurden. 1. Die Geodätische Strukturen von Richard Buckminster Fuller, für die Proteinhülle des Poliovirus 1950 und 2. später für C-60. 3. Der Bildhauer Kenneth Snelson führte die "Tensegrity" ein, das ist das Prinzip der Erstellung von stabilen Strukturen durch Verbindung von Stäben und Bändern unter Druck. Dies wurde später zur Modellierung von Proteinstrukturen verwendet. 4. Der Künstler Wallace Walker fand 1960 nur durch Falten und Kleben dreidimensionale Papierobjekte, die später von der Mathematikerin Doris Schattschneider als erstes Exemplar einer neuen Gruppe von geometrischen Objekten, den Kaleidocyclen, klassifiziert wurde. 5. In der Renaissance wurde durch Übertragung von 3-D Objekten auf Flächen die Anamorphose, d.h. Formänderung, erfunden. Sie fand Anwendung in der embryonal-Biologie als Prozeß der anamorphischen Veränderungen sowie 6. beim Konzept des Cortex-Homunculi, mit großen Lippen, Händen und Füßen. 7. Computerchips wurden nach Prinzipien der Seidenverarbeitung hergestellt. 8. Die neue Ästhetik der pointillistischen Maler findet sich wieder in den Computer-Farbpixeln und 9. die Falschfarbenobjekte wurden eingeführt durch die fauvistischen Maler. 10. Selektive Markierung, d.h. Muster, Struktur, Farbe wurde zuerst von Malern wie Picasso und Kandinski praktiziert. 11. Mitchell Feigenbaum, ein Pionier der Chaostheorie, glaubt, daß die Art, wie Künstler malen, kognitive Einsichten liefern für eine bessere Wissenschaft. Zitat "What artists have accomplished, is relizing there is only a small amount of this stuff that's important, and then seeing what ist was. So they can do some of my research for me." 12. C.S. Smith of MIT verbrachte ein Leben lang damit, die orientalische Kunst zu studieren, damit er neue Erkenntnisse in seiner Metallurgie erhielt. Er sagt: "The richest aspects of any large and complicated system arise from factors that cannot be measured easily. For these, the artist's approach, uncertain though it inevitably is, seems to find and convey more meaning". Der Autor des Artikels faßt zusammen: "Art may be a necessary condition for constructing the new consciousness from which future science gets its structural realities to match nature, in which case it is more important then we really admit".
Max Oelschlaeger, "Wozu brauchen wir noch die Natur", Future - Das Aventis Magazin 3/2000, Seite 77-81
Oelschlaeger verweist als erstes auf einen vor 30 Jahren erschienen Artikel der National Academy of Science "Biology and the Future of Man". Dieser Text macht auf die merkwürdige Paradoxie aufmerksam, daß die Menschheit selbst Produkt der Evolution ist, zugleich aber als einzige Spezies imstande sei, ihr weiteres Schicksal selbst zu kontrollieren. Warum? Dank der Komplexizität des Organismus, die sich im Laufe der Evolution herausgebildet und der Menschheit den Übergang zur Kultur ermöglicht habe. Im Weiteren wird erörtert, ob wir die Natur überhaupt noch benötigen, da wir ja in Zukunft alles im Labor biotechnisch erstellen können. Seine Anknüpfung an die Kultur ersieht man aus folgenden Statements: 1. Kulturelle Selektion unterliegt, wenn auch zeitlich verzögert, der natürlichen Auslese. 2. Sprache vermittelt Kultur. 3. Wir sind Gefangene unserer kulturellen Strukturen. Wir können uns nicht aus dem Nichts heraus neu erfinden. Das gegenwärtige kulturelle Projekt bestimmt auch die Zukunft. 4. Während das menschliche Genom (relativ) stabil bleibt, ist die menschliche Kultur - auf dem Weg über die Sprache - für Innovation vergleichsweise offen. 5. Unter Berücksichtigung von Ziel und Zweck müssen pragmatische ethische Landkarten entwickelt werden, die zeigen, wie der interdisziplinäre kulturelle Wandlungsprozeß stattfinden soll. 6. Durch die Anforderungen von 6 Milliarden Menschen gab es eine Evolution der politischen Ökonomie. 7. Kulturelle Systeme, die den elementaren Überlebenstest bestanden, haben deshalb funktionsfähige, soziale, politische und technologische Systeme zur Ausbeutung der Umwelt hervorgebracht. 8. Optimisten sagen, daß die "E-Society" revolutionierend wirkt, durch Sprache und Vermittlung von Information, und damit die Replikation der Kultur möglich ist. 9. Wir sind die einzige Spezies, die zu absichtsgeleiteter Evolution fähig ist. 10. Vor 150 Jahren meinte bereits David Thoreau, der erste Denker der bewußten Anpassung der Kultur: Kulturen passen sich den jeweiligen Daseinsanforderungen konstruktiv an, oder sie gehen unter. 11. Oelschlaeger fordert eine erneute Ankopplung an die biophysische Evolution, das sei die Herausforderung, besonders der Agenda 21, die sich schon darum bemüht.
Michael D. Lemonick, "Brave New Pharmacy - Drug Design in the Fast Lane", Time Magazine, January 15th, 2001, Seiten 34-56 (besonders 40-41)
siehe dort die Kurzbeschreibung von Drug-Screening unter Verwendung von Genbanken.
Lucy Fisher, "The Art of Noise - For Europe's freely improvised music, the only rule is no rule", Time Magazin, Januar 15th, 2001, page 62
Europas frei improvisierte Musik entstand aus Derek Bailey's (Britischer Gitarrist) Idee mit a l l e n Bindungen zu brechen, Quellen, Stil, Tradition, Melodie, Harmony, Rhythmus, Phrasen, Form usw.. Eine griechische 3er-Musik-Gruppe sagt: "The only rule is that there is no rule. This is difficult for mainstream Greek to digest. Some think it is noise, but it is music". Die Berliner Renkel und Beins sagen: "Man ist Interpreter und Komponist zur gleichen Zeit. Wir improvisieren nicht, das tut man nur, wenn man die anderen Spieler nicht kennt. Wir komponieren eine Struktur, keine Partitur. Wenn ein Spieler im Ensemble ausgetauscht wird, ändert sich alles. Musik kann mehr ausdrücken als Sprache. Man kann nur einmal zuhören, es ist einzigartig und das erhält die Musik vital. Die Musikindustrie glaubt, alles kann behalten und besessen werden, aber unsere Musik kann nicht aufgeschrieben werden, folgt keinen Regeln, kennt keine Vergangenheit und keine Zukunft. Vielleicht ist das die Beschreibung eines echten Liedes der Freiheit".
Jutta Köhler's Zusammenfassung:
Unsere Gesellschaft versucht, durch ihre kulturelle Ökonomie weltweit zu expandieren, dabei die Differenzen durch gezielte Valorisierung zu homogenisieren und zu integrieren, wobei weiterhin im Bereich von Kunst und Wissenschaft im "Rekursiven Trial and Error Verfahren zwischen holistischer Idee und Darwinschem Ansatz" optimiert wird, welches sich bisher ja bewährt hat, und dieses wird dann vermarktet. Die Frage bleibt, ob wir dabei genügend vorsichtig sein werden, d.h. die Schrittweite des Algorithmus der Erkenntnis und der Gewinnmaximierung, d.h. des "Neuen" genügend klein zu halten, damit uns nicht ein irreversibler Schritt vorzeitig ins Nirwana führt, was desto leichter geschehen kann, desto stärker wir glauben zu sein. Und dennoch
"The real life is between the bits".