165. Montagsgespräch im Musiklabor München
Wolkenstimmen
Imaginäres Bühnenbild und Musik bei Richard Wagner
Christa Jost und Dieter Trüstedt
Mit der Verwendung der Laterna magica bei den ersten Festspielen in Bayreuth bewegte sich Richard Wagner als Regisseur seiner Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" 1876 im experimentellen Vorfeld moderner Lichtmedien. Von Anfang an hatte der Komponist die erste Szene des Dritten Aufzugs von "Die Walküre" mit dem Anblick vorüberjagender Wolkenzüge verbunden, scheiterte jedoch an der Unzulänglichkeit der damaligen technischen Möglichkeiten, um seine Musik auf dem Theater auch adäquat zu visualisieren. Es liegt daher heute nahe, jene filmischen Mittel einzusetzen, die Wagner bereits antizipierte.
Wir zeigen in diesem Montagsgespräch eine Skizze bestehend aus Wagners Musik und der Projektion eines abstrakten Bildes. Musik und Bild sind als "Computerfilm" zusammengefasst. Wir haben bewußt die klare, akustisch durchsichtige Aufnahme der Gothenburg Opera unter der Leitung von Patrik Ringborg verwendet. Das Bild ist dem Projekt "Inversion" der Experimentellen Musik und Kunst, Universität Ulm, entnommen. Das imaginative Moment des Bildes vermag Assoziationen des Betrachters anzuregen - so wie die Musik es leistet.
Bühnenbild im vorgestellten Experiment
Fußnote zur Musik-Aufnahme:
Richard Wagner: Erste Szene des Dritten Aufzugs von "Die
Walküre" mit: Irma Mellergaard - Brünnhilde; Annalena Persson -
Sieglinde; Zorka Hunjak - Gerhilde; Carolina Sandgren - Ortlinde; Anne
Eriksson - Waltraute; Marie Fagerberg Zembachs - Helmwige; Susanne
Albertus- Grimgerde; Anna-Karin Simlund - Roßweiße; Pia Svorono -
Siegrunde; Mari Lindbäck - Schwertleite. Musikalische Leitung: Patrik
Ringborg Live-Mitschnitt der Vorstellung vom 17. Januar 2004 an der
Gothenburg Opera, der die Edition Sämtlicher Werke, Bd. 11, I-III
zugrunde lag.
Fußnote Bildtechnik:
Die Bühnenbilder werden unmittelbar während der Aufführung live
hergestellt. Die Bildtechnik ist in der Ausstellung "Inversion"
(1. Juli - 30 September 2004) ausführlich beschrieben und dokumentiert:
http://www.luise37.de/2004/ausstellung/text.htm . Das Computerprogramm
"Escher" zur Bildherstellung entstand an der Universität Ulm. Weitere Exponate sind zu sehen auf den Webseiten der Musischen
Werkstatt.
Die Wirkung des künstlerischen Sets "Tänzerin und Bühnenbild"
bzw. "Tanz im Bühnenbild" zeigt die kleine
Performance zur
Vernissage der Ausstellung.
Fußnote zum Computerfilm:
Es wird hier das Flash-Computerprogramm verwendet, da es weder die
technische Qualität der Musikaufnahme noch die des Bildes schwächt. Im
Verlauf der 18 Minuten wird nur ein einziges Bild eingesetzt. Es wird
verschiedenen Prozessen der Verwandlung unterworfen, zum Teil der Musik
folgend, zum Teil frei improvisativ, nur auf die Stimmung der Musik
achtend.
Fußnote zum imaginären Bühnenbild:
Einige Stationen von Dieter Trüstedt auf dem Weg zum Zusammenspiel
von Musik, Bild und Tanz: Schattensonnen (1968, Mechanisches Theaer
München, mit Ulrike Trüstedt), Cultural Noise und Laserlicht-Zeichnungen
(1973, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, Ulrike und Dieter
Trüstedt), nur rauschen (1985, Experimentelle Musiknacht, TU München,
mit Angela Dauber), Graphische Computermusik (1993, FMZ München, mit
Jörg Schäffer), Lichtbänke und Farbschattenmusik (1996, FMZ München,
mit Ulrike Döpfer), Zeiträume (2002, Pinakothek der Moderne München,
mit Ulrike Döpfer), regenreden und Katalanische Vermutung (2003,
Musiklabor München, mit Jessica Billeter und Ulrike Döpfer).
Dr. Christa Jost ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Richard Wagner-Gesamtausgabe und Lehrbeauftragte am Musikwissenschaftlichen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität, München. Ihr besonderes Interesse gilt der Verbindung zwischen Editions- und Aufführungspraxis.
Dieter Trüstedt, promovierter Physiker und Künstler, ist künstlerischer Berater am Musischen Zentrum der Universität Ulm und Mitglied des Echtzeitensembles München. Zur Zeit baut er gemeinsam mit der "Echtzeithalle" und in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München das "Musiklabor München" auf.
Montag, 12. Juli 2004 - 20:00 Uhr
Eintritt frei
Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz
Musiklabor
Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und
Theater München
Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de
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