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135. Montagsgespräch im Musiklabor München

Wolfgang Saus

Obertongesang in der neuen Musik - ein unbekanntes Instrument

Saus führt in diesem Vortrag vor wissenschaftlichem Hintergrund in die musikalischen Möglichkeiten und Grenzen dieser Gesangskunst ein, erweitert den Ambitus der Stimme auf 6 Oktaven, führt vor, wie man mit sich selbst polyphon im Duett singt, zeigt Notationssysteme und präsentiert erstmals eine ausführliche und übersichtliche Anleitung für Komponisten und Profimusiker. Es sollen noch zwei weitere Vorträge in der Montagsgesprächsreihe folgen, die dann u. a. in die Praxis des Obertongesangs einführen, die physiologischen Voraussetzungen anhand wissenschaftlichen Arbeiten beschreiben und Historie und Zukunftsvision der Obertonmusik beleuchten.

Kaum jemand weiss etwas über diese Kunst, zwei Töne gleichzeitig mit einer Kehle zu singen. Wer in den 1960er Jahre die Einton-Experimente von Young und Stockhausen verfolgte, bekam einen Einblick in das Phänomen, dass sich im Klang der Stimme eine ganze Melodienwelt verbirgt. Seit dem hat sich in der E-Musik kaum etwas getan. Während Naturtöne und Flageoletts in der Instrumentalmusik schon seit Jahrhunderten zu Hause sind, fielen die Obertöne der Stimme nach ihrer späten Entdeckung in Europa vor 40 Jahren vermutlich der großen Resonanz in New-Age-Kreisen zum Opfer, riskierte man doch seinen Ruf als erstzunehmender Musiker, wenn man sich zu weit in die Esoecke vorwagte. Mag sein, dass es auch zu wenige SängerInnen gibt, die diese Technik beherrschen (weil man sie auch nicht im Musikstudium lernen kann). Als Mitte 1980 mongolischen und tuvinischen Khöömej-Sänger Europa für ihre schon zirkusartistisch anmutende Gesangskunst der zentralasiatischen Nomaden begeisterte, begann man zaghaft, diese Kunst zumindest als Weltmusikelement in die westliche Musik einzubeziehen. Vor allem die Filmindustrie nutzt in jüngster Zeit die psychoakustische Wirkung dieser seltsam berührenden Klänge.

Der Aachener Wolfgang Saus (Jg. 1961) ist Sänger, Komponist, Buchautor und diplomierter Naturwissenschaftler. Seit 1983 singt er Obertöne, erforscht ihre wissenschaftlichen und didaktischen Hintergründe und entwickelte seinen einzigartigen polyphonen Singstil. Er ist Innovationspreisträger der Klüh-Stiftung (1992) und des NiBB (2001).

Montag, 14. Juli 2003 - 20:00 Uhr

Eintritt frei

Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz

Musiklabor

Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München

Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de  

 
Letzte Änderung: 10.01.2007
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