294. Montagsgespräch
Geometrie und Klang
Dieter Trüstedt 5. März 2012 20 Uhr / Eintritt frei Viertes Montagsgespräch im Rahmen des Projektes |
Das Zusammenspiel von Musik und Bild bzw. Geometrie und Klang wurde in den Projekten der Echtzeithalle vielfach eingesetzt - siehe dazu die Grafik als parallele Kunst zur Musik oder als unmittelbare Aktion aus der Musik heraus (Circosc von und mit Wolfgang Foag) oder bereits in den 70er Jahren die Laserlichtzeichnungen von Ulrike und Dieter Trüstedt.
In diesem Montagsgespräch wird die Geometrie als Musik provozierende Formsprache beschrieben. Die Geometrie ist mit der Mathematik verschwistert, beide Sprachen bedingen sich. Die Geometrie erscheint auch als im Geist vorstellbare Mathematik, d.h. nicht als Rechenoperation, sondern als Objekt oder als sichtbare Aufgabe. Diese Nähe zur Vorstellbarkeit als Objekt - nicht anfaßbar gegenständlich - ist für den Entstehungsprozess von (meiner) Musik wesentlich. Umgekehrt können beim Hören von Musik geometrische Formen in der Vorstellung nachgezeichnet werden, wenn die Herstellungsszenerien von Musik auf der Bühne nicht irritieren.
An ausgewählten Beispielen wird der Gedanke erläutert:
- Wie klingt ein Punkt? Siehe hierzu auch das 15. Montagsgespräch am 27. März 2000 im Einstein, München. Musikbeispiel: Illerurgestein - live.
- Die harmonische und subharmonische Tonfolge werden mathematisch mit 1/1, 1/2, 1/3 .... 1/n bzw. 1, 2, 3, 4, ....n beschrieben. Am Computer werden diese Folgen vorgespielt und die zugeordneten Teiltonfelder, Hyperbeln und die „Mitternachtsformel“ erläutert.
- Monotonie und Brechung: Die horizontale Linie kann als einfachste geometrische Figur verstanden werden - in der geistigen Vorstellung hat sie eine große Kraft - zum Beispiel als Horizont. Peter Dietz und Dieter Trüstedt spielen verschiedene Linien und Brechungen.
- Die logistische Gleichung x(n+1) => k*x(n)*(1-x(n)) beschreibt eine determiniert chaotische Situation, die wir häufig als Musik vorantreibendes Material eingesetzt haben. Bei der Verwendung von Sinusklängen werden bereits kleinste „Störungen“ durch solche Prozesse künstlerisch wirksam. Ich zeige live-erzeugte 16-stimmige Klangbilder vom Unmerklichen, über das fast Gefällige bis hin zum Häßlichen.
- Die „emotionale Krähe“ stellt eine Aufgabe dar, die mir Yoshi Oida vor einigen Jahren gestellt hat: Er suchte elektronisch hergestellte Krähen-Sounds, die verschiedene Emotionen ausdrücken - eine Art Sprachmelodie für Krähen. So ein Krähensound besteht aus Klang-Pulsen, die mit geometrischen Formen in der Tonhöhe gesteuert werden können.
- Glissandi-Klavier: Geschichtete Klaviersounds werden mit Sinusfragmenten bewegt.
- Klang-Rotationen durch phasengesteuerte Sinusse im Konzert am 23. Juni 2012 im Carl Orff Auditorium mit neuer Wiedergabeanlage versetzen das Publikum ins Innere eines Wasserstoff-Atoms.
- Geometrische Grundformen (Sinus, Rechteck, Dreieck, Sägezahn ....) dienen im Sound-Design als Ausgangsmaterial.
- Randolf Pirkmayer: Anmerkungen zur Erweiterung des akustischen Raumes als Kunstform. Anregung einer Anwendung des polykontexturalen architektonischen Raumes nach Prof. R. - D. Thut in akustischen Ereignissen.
- Dominik Tresowski berichtet über Entdeckungen in Indien direkt und in dem Buch „sacred geometry“ von Robert Lawlor, Verlag Thames and Hudson, London.
Das Buch hat seinen Ursprung in einer Serie von Seminaren: Was ist Gott? Hat er eine Länge, eine Weite und eine Höhe?
Oder die bekannte japanische Zen-Zeichnung zeigt die Progression von der Einheit des Kreises, über das Dreieck zur freigelegten Form des Quadrates.
Die Folien zu seinem Vortrag: "Geometrie und Klang" (PDF, 640 KB) und "Formbetrachtung..." (PDF, 5,6 MB). - Grafik: Wolfgang Foag - Musik und Bild CIRCOSC - das Kreis-Oszilloskop im 7. Montagsgespräch - Foyer im Einstein - Kontext: Herbstfest 1997 Echtzeithalle / Einstein München.
Grafik: Wolfgang Foag (3)
Siehe auch den historischen Film dazu von Bernhard Thurz auf YouTube
und Herbert W. Franke, Telepolis 19.6.1997: Ein unterirdischer Kulturraum in München
Das Zusammenspiel von Musik und Bild bzw. Geometrie und Klang wurde in den Projekten der Echtzeithalle vielfach eingesetzt - siehe dazu die Grafik als parallele Kunst zur Musik oder als unmittelbare Aktion aus der Musik heraus (Circosc von und mit Wolfgang Foag) oder bereits in den 70er Jahren die Laserlichtzeichnungen von Ulrike und Dieter Trüstedt.