309. Montagsgespräch
Entropie im Tasten-Spiel - eine Versuchsanordnung13. Mai 2013 20 Uhr / Eintritt frei Andhi Pabst |
Neuntes Montagsgespräch im Rahmen des Projektes Mathematik als Musik in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München, dem Bezirk Oberbayern, dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München, der Universität Ulm - und dem Musiklabor / Echtzeithalle e.V.
Entropie ist ein Begriff, der in vielen wissenschaftlichen Feldern auftaucht. Am bekanntesten ist wohl der 2. Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass in einem geschlossenen System die Entropie nie abnimmt. So gesehen kann man die Geschichte und Zukunft des Universums als eine Entwicklung von niedriger zu hoher Entropie verstehen.
Was genau aber ist nun Entropie?
Im physikalischen Sinne ist sie ein Maß für Unordnung.
Mathematisch betrachtet ist sie proportional zum Logarithmus der Wahrscheinlichkeit.
Im informationstheoretischen Sinne ist die Entropie ein Maß der Unvorhersagbarkeit von Inhalten bzw. Zahlenfolgen.
Experimentelle Musik nun entsteht im Spannungsfeld zwischen einschränkendem Regelwerk und völliger Unvorhersagbarkeit. Der Mozartwürfel z.B. demonstriert, dass die Gesetzmäßigkeiten eines Mozart-Stücks weitgehend vorhersagbar sind, also eher entropiearm. Völlig unvorhersehbar und damit maximal entropiereich könnte dagegen nur das Resultat eines echten Zufallsprozess sein. Das wirklich Spannende passiert dazwischen.
Die informationstheoretische Interpretation der Entropie gibt uns nun die Möglichkeit, die "Zufälligkeit" von Tastenspiel zu bestimmen. Genau genommen messen wir dabei nicht die Zufälligkeit selbst, sondern die Wahrscheinlichkeit, dass eine Notenfolge durch einen Zufallsprozess erzeugt wurde. Die Versuchsanordnung macht das Publikum zum Beobachter des Experiments, das sich unweigerlich Fragen stellt und anhand der Visualisierung zu beantworten versucht.