336. Montagsgespräch
Montag 23. Mai 2016 19-21 Uhr / Eintritt frei
Carl Orff Auditorium München Luisenstr. 37a, U-Bahn Königsplatz
Musiklabor München / Echtzeithalle e.V. / www.echtzeithalle.de
Siebtes Montagsgespräch im Rahmen des Projektes Rauschen in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München, dem Bezirk Oberbayern - und dem Musiklabor / der Echtzeithalle e.V.
Ein 13x7x1-dimensionales VersumJutta Köhler und Dieter Trüstedt
„Alles hängt mit allem zusammen” ist eine fundamentale Erkenntnis der Menschheit. Ja, aber wie genau hängt denn was mit wem zusammen? | ![]() |
Die Kreiszahl π und der goldene Schnitt φ waren als fundamentale Größen der Geometrie im Altertum bereits entdeckt und dienten der exakten geometrischen Beschreibung des Universums. William Gilbert (1544-1603), Physiker und Hofarzt von Elisabeth I, gilt als der Begründer der Elektrizitätslehre und unterschied als erster eindeutig zwischen statischer Elektrizität und Magnetismus. Der Naturforscher und Philosoph Isaak Newton (1642-1727) entdeckte das Gravitationsgesetz und damit die „mechanische fundamentale” Naturkraft mit der Gravitationskonstante G oder γ. Der Mathematiker und Physiker Leonhard Euler (1707-1783) entdeckte u.a. die nach ihm benannte Eulersche Zahl e als Basis des natürlichen Logarithmus und er befasste sich mit mathematischen Zusammenhängen der Tonintervalle in der Musik auf Primzahlbasis. Hans Christian Oerstedt (1777-1851, ein dänischer Chemiker und Physiker), bemerkte während einer Vorlesung die Ablenkung einer Kompassnadel durch einen stromdurchflossenen Draht und entdeckte somit die magnetische Wirkung des elektrischen Stroms.
Heute liegen uns bereits sehr genaue, numerische Messwerte der physikalischen Naturkonstanten der Lichtgeschwindigkeit c0, der Masse des Protons mp, seiner Ladung qe vor. Selbst die von Max Planck (1858-1947), dem Begründer der Quantenphysik, entdeckte Größe des nach ihm benannten Wirkungsquantums h = 6,626 ⋅ 10-34 Js hat heute nur mehr eine Ungenauigkeit von 1,2 ⋅ 10-8 bezogen auf h.
Die Feinstrukturkonstante α ist eine dimensionslose physikalische Konstante mit einem numerischen Wert von 1/137,036 . Sie definiert die Stärke der Wechselwirkung zwischen einem Photon und einem Elektron. α ist die elektromagnetische Kopplungskonstante, die die Lichtemission und die anziehenden und abstoßenden elektrischen Kräfte im Atom definiert, d.h. der Wechselwirkung des Elektrons mit dem Proton. Der Physiker Arnold Sommerfeld führte sie 1916 zur Erklärung der Feinstruktur der Spektrallinien des Wasserstoffatoms ein. Der Astrophysiker Sir Arthur S. Eddington (1882-1944) formulierte seine fundamentale Theorie der E-frames für die relativistische Wechselwirkung zweier Teilchen auf der Basis der Zahl 137.
Jutta Köhler fand im Februar 2016 einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen diesen Naturkonstanten, der Feinstrukturkonstante und Primzahlen, den sie in diesem Montagsgespräch erstmals aufzeigen möchte.
(Jutta Köhler)
Live Computer-Musik zum Impulsvortrag:
Nehmen wir ein Stückchen Universum und plazieren es vor uns irgendwo im Weltall. Stellen wir uns vor, wie alle Strahlen des Weltalls dieses kleine, gedachte Versum durchdringen, um unser Auge zu erreichen, soweit dies geometrisch möglich ist.
Dieses kleine Versum ist also vollkommen durchtränkt von „Licht-” Wellen (und auch Gravitationswellen). Es gelten in diesem Versum weiterhin alle Gesetze der Natur, d.h. auch die Konstanten der Natur, aus denen wir Klanggebilde formen werden. Die Tonhöhen sollen proportional zu den Naturkonstanten sein. Für den zeitlichen Abstand (zwischen den Klangpulsen) wählen wir unteilbare Zahlen (Primzahlen) und teilbare Zahlen. Wir hören mögliche Klangbilder dieses Versums.
Wir hören zum Vergleich auch eine mathematische Komposition mit geradzahligen, mehrfach teilbaren Tonhöhen, die nahe den (physikalischen) Naturkonstanten liegen.
(Dieter Trüstedt)
Wir diskutieren die Idee des Versums, vergleichen die Musikbeispiele und besprechen das Konzept der naturwissenschaftlich-mathematischen Komposition.