283. Montagsgespräch
Kontexte
Kinem für 30 + 1 Leser
Hans Rudolf Zeller Montag 28. Februar 2011 20 Uhr / Eintritt frei Drittes Montagsgespräch im Rahmen des Projektes |
Der Titel „Kinem“ war als Gegenbegriff zu Poem gedacht und
sollte darauf hinweisen, dass es sich um ein Bewegliches handelt,
das auch anders lauten könnte, sozusagen ein Mobile als Gedanke.
Das Stück wurde 1965 von Josef Anton Riedl angeregt und im Programmheft von NEUE MUSIK MÜNCHEN desselben Jahres
abgedruckt. Schon seit Jahren hatte ich mich nicht nur mit neuer
experimenteller Vokalmusik, sondern auch mit den neueren Entwicklungen der Lautdichtung im Anschluß an
Schwitters und
Rühm beschäftigt. Dabei dachte ich damals vor allem auch an
die Möglichkeiten der elektronischen Musik und wie ein elektronisch strukturierter Text klingen könnte. Während es sich dabei um eine elektronische Komposition handelte, deutet der Untertitel für
„30 + 1 Leser“ eher auf eine Art Kollektivlektüre hin, die unter
meiner Leitung als ein Leser unter anderen stattfinden sollte. Wobei
dieses Lesen natürlich unvermeidlich ein lautes Artikulieren, also ein
aus der Art geschlagenes Lesen hätte sein müssen, denen alle Möglichkeiten der Artikulation zu Gebote stehen. Wenn man diese Charakterisierung beim Wort nimmt, entsteht das Bild eines hochprofessionellen
Ensembles, wie es in den 60er Jahren von der Stuttgarter Schola Cantorum personifiziert wurde.
Die Funktion der notierten Phoneme besteht darin, eine Vielzahl von Kontexten zu ermöglichen. Eine Phonemkombination setzt sich aus zwei verschiedenen Ausdrücken der Tabelle zusammen, so etwa „nun“ und „E“ statt „-O-“ oder den Konsonanten „ch“ und „sch“ und Nasalierungen. Die erste Fassung der Kontexte hat Stephan Wunderlich beim Mensa-Festival 1984 aufgeführt.