289. Montagsgespräch
Die kleine Schachtel
Stimme, Bewegung, Projektion, Computermusik
Sonja Hafenmayer, Peter Dietz und Dieter Trüstedt
Montag 23. Mai 2011 20 Uhr / Eintritt frei
Carl Orff Auditorium München
Luisenstr. 37a, U-Bahn Königsplatz
Neuntes Montagsgespräch im Rahmen des Projektes
MUSIK UND SPRACHE in Zusammenarbeit mit der
Hochschule für Musik und Theater München,
dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München,
dem Bezirk Oberbayern und der Echtzeithalle e.V.
Die Kleine Schachtel
Peter Brook (1), Regisseur des experimentellen Theaters in Paris, war mit "Die
kleine Schachtel" (2) unterwegs in Afrika, um in einer völlig anderen
Umgebung seine Kunst zu testen, ob sein Theater verstanden wird, ob sich seine
Stücke und die Schauspieler (u.a. Yoshi Oida (3)) behaupten können.
Sonja Hafenmayer und Dieter Trüstedt haben im April 2011 sieben Gedichte
aus dem Zyklus "Die kleine Schachtel" von Vasco Popa in der Umgebung
Hauptbahnhof München, Restaurant, Hbf-Eingangshalle, Stachus, St. Michael
(4) und im Musiklabor der Echtzeithalle gelesen und mitgeschnitten. Der Text,
die Akustik, die Umgebungsgeräusche, die Situationen selbst sind gestaltendes
Material aus dem die Klangbilder entstanden sind.
Bewegung und Bild
Das virtuelle Bühnenbild besteht aus einem computergesteuerten Horizont,
der die Helligkeiten für Oben und Unten steuert. Sonja Hafenmayer (5) formt
mit ihrem Körper auf der Leinwand Schattenrisse. Sie handelt angeregt durch
die Texte, die Musik, die Geräusche und die eigenen (inneren) Projektionen.
Das Zusammenspiel entwickelt sich vor Ort. Die Choreographie ist die Zusammenstellung,
das Setzen und Erproben der künstlerischen Materialien.
Die Sprache und die Musik
Aus den 35 gelesenen Gedichten und den Wiederholungen wurden 24 "akustische
Bilder" ausgewählt. Die Umgebungen klingen wattig, weit, hart hallig,
kastig, trocken. Sie werden über ein 24-faches computergesteuertes Wiedergabe-Set
(6) in Zeitabständen eingespielt, die von einigen Millisekunden bis zu
einer Minute reichen. Es entstehen neue Klangbilder: wie aus einem Gefäß
gesprochen, dann sphärisch, dann ähnlich dem Rap, dann graues Gemurmel,
dann ganz klar und nah.
Dieter Trüstedt und Peter Dietz (5) steuern diese Klang-Bilder. Dazu kommen
noch intuitiv gespielte "Melodien", die aus den Klängen der Bremsscheiben
der Züge, dem Baulärm in St. Michael und auch aus der Aufnahme der
winzigen Serafina (7) entstanden sind.
(1)
Peter Brooks Theater-Safari von John Heilpern, Seite 14,
Albrecht Knaus Verlag, 1977 bzw. 1979,
Originalausgabe:
Conference of the Birds. The Story of Peter Brook in Africa.
Erschienen 1977 bei Faber and Faber, London.
Deutsch von Michael Bauerhttp://en.wikipedia.org/wiki/Peter_Brook
(2)
Vasko Popa
Du wirst gefragt, was dein Gedicht bedeutet.
Warum fragt man nicht den Apfelbaum,
was seine Frucht - der Apfel bedeutet?
Wenn der Apfelbaum reden könnte,
würde er antworten:
Beißt hinein, und ihr werdet sehen,
was er bedeutet. http://www.wieser-verlag.com/buch/poesie-die-kleine-schachtel
(3)
Yoshi Oida
Interrogationshttp://www.yoshioida.com/portrait/interrogation_description
(Performance, Musik Dieter Trüstedt)
Aufführungen 2011 - Hellerau Dresden 15. und 17. Mai
und Marstall München 10. Juni.
(4)
Lesung in St. Michael
Sonja Hafenmayer liest Texte aus "Die kleine Schachtel" Apr. 2011
Foto und Mitschnitt Dieter Trüstedt
(5)
Südliches Häutungshemd
Sonja Hafenmayer, Dieter Trüstedt und Peter Dietz
Performance im Haus der Kunst München, Große
Kunstausstellung, 3. Juli 2011http://www.luise37.de/2011/haeutungshemd/haeutungshemd.htm
(6)
Pure Data
von Miller Puckette, Musikdepartment Universität San Diego -
freies und offenes Computerprogramm für Musik und Bildhttp://crca.ucsd.edu/~msp/software.html
(7)
Serafina
"Serafina" - kleine Gefäßflöte aus Meer-Tang / Chile
(angeboten von Serafina Hörschelmann auf der Agnesstraße
in München, Mai 2011)
Probenaufnahmen siehe www.luise37.de