47. Montagsgespräch im Musiklabor München
Carmen Nagel-Berninger
Experimentelles Musiktheater
". . . die den Geräuschen eigene Penetranz und Qualität als theatralisches Ereignis – die Geräusche selbst und die Herstellung derselben sind theatralisches Ereignis – das Geräuschfeld – ein Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten – Übereinanderlagerungen, Gleichzeitigkeiten, Einzelereignisse – nicht seriell – seriell – nicht phänomenologisch – phänomenologisch – reagieren – reagierend in die Unbestimmtheit eingreifen – ohne Instrumente. Keine Imitation von Tönen von Instrumenten.
Klangwerte (erzeugt durch Geräuschmacher, oder auch stimmlich) in materialhaftem Übereinanderblenden verschiedener Charaktere z.B.: „wie klirrend“ (Porzellan, Flaschen, Trillerpfeife, gilfende Mädchenstimmen) gegen oder mit „wie matt“, „wie stumpf“, „wie trocken“, (kleine Flaschendeckel aus Kunststoff und Blech, Steine, Hölzer, Worte, Laute).
Wenn eine Handvoll Steine geworfen wird, läßt sich nur sehr ungefähr bestimmen, in welcher Weise die Steine kullern, rollen, aufschmettern, weiterdrallern, einfach hart aufschlagen und liegen bleiben. Bestimmen läßt sich, ob und wie die Steine mit Schwung oder ob sie mit Wucht auf einmal oder ob sie Stein für Stein geworfen werden, oder ob und wie sie nur wie zufällig aus der Hand fallen auf Blech, z.B. in eine Zinkwanne, auf Holz (Podeste) oder auf ein sonst irgendwie tönendes oder dämpfendes Material. Das Unberechenbare fasziniert zulassen und durch bewußtes Eingreifen die Eigendeutlichkeit des im Unbestimmten sich Bestimmenden bestimmen." (Carmen Nagel-Berninger, Januar 1993)
Im 47. Montagsgespräch wird der Video-Mitschnitt „S’KIPPELT“ (1993, 45 min) vorgespielt und anschließend besprochen. Arbeiten aus der jüngsten Zeit werden von Carmen Nagel-Berninger vorgestellt.
Carmen Nagel-Berninger, geb. 1946, Autorin und Regisseurin, 1967-69 Leitung des Büchner-Theaters München, Inszenierungen (Handke, Beckett, Ionesco), seit 1977 Leitung der PHREN-Theatergruppe.
Montag, 5. Februar 2001 München Luisenstr. 37a | Veranstalter: Echtzeithalle e.V. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München |