60. Montagsgespräch im Musiklabor München
Dieter Trüstedt
Wie abstrakt ist eine Kreisfläche und
wie abstrakt ist der Klang einer Saite?
• Betrachten wir die Form einer weißen Kreisfläche, die sich unmerklich langsam aus einer grauen Fläche heraus entwickelt, so ist es kaum möglich, nicht an einen Vollmond hinter einem Wolkenfeld zu denken. • Die mathematische Formel dieses „Kreisfeldes“ mit dem Radius a lautet in der Vektordarstellung F = r mit der Länge von r zwischen 0 und a. • Das unmerkliche Herausschälen der Kreisfläche aus einem Graufeld verursacht einen hohen ästhetischen (abstrakten) Reiz.
• Hören wir den Klang vom Atem berührter Saiten, so hören wir vielleicht das offene Rauschen des Windes in einem Kiefernwald. • Die gespielten Saiten (des hier verwendeten Musikinstrumentes) sind in der (physikalischen) Partialtonreihe 4, 5, 6, 7 und 8 gestimmt. • Das komplexe Klangbild dieser „Windharfe“ regt dazu an, Strukturen, Ahnungen, Bilder, Empfindungen, Erinnerungen herauszuhören.
In diesem Montagsgespräch wird eine Studie des Computer-Films „Kreis“ gezeigt. Begleitend werden Klänge eines modernen Ch’ins gespielt. Anschließend diskutieren wir das künstlerische Material und seine Wirkungen. Wassily Kandisky hat die Musik „beneidet“, weil sie von Haus aus abstrakt sei. Er begann 1910 als erster gegenstandslose Bilder zu malen und Kasimir Malewitsch entwickelte um 1923 sein Konzept der abstrakten Kunst.
Dieter Trüstedt: Cinematographische Computer-Darstellung in äußerst langsamer Bewegung und Veränderung. Nach „Schwarzer Kreis“ K. Malewitsch, 1923.
Montag, 28. Mai 2001 - 20:00 Uhr
Eintritt frei
München Luisenstr. 37a
(Ecke Gabelsbergerstraße)
U2 Königsplatz
Musiklabor
Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München
Tel. 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de