67. Montagsgespräch im Musiklabor München
Angela Dauber und Samuel Rachl
schöne weite Welt
Voraufführung und Diskussion
schöne weite Welt legt es zunächst auf Irritation an. Mit den Mitteln der Camouflage werden die Grenzen zwischen Zuschauer und Performer verwischt und die üblichen Zuordnungen sabotiert. Lange bleibt verschleiert, was der Status des Einzelnen ist. Spieler oder Gast? Die Besucher betreten die Reaktorhalle und sind zunächst sich selbst überlassen in einer Installation, die für sich schon Raum strukturiert und Verhalten vorgibt. Die Halle ist terrassenförmig mit Podestreihen bestückt, die immer wieder auf verschiedenen Ebenen von Plattformen, von Inseln unterbrochen werden. Im unteren Bereich der Halle steht ein schallisolierter, begehbarer Kubus auf Stelzen, von dem aus sich das gesamte Geschehen aus der Distanz beobachten läßt. Zeitgleich wird die Akustik der Aktionen auf den Plattformen in diesen Kubus eingespeist. Er wird zum Beobachtungs- und Hörraum, ein Ort für Lauschangriffe und visuelle Überwachung. Gleichzeitig ein Ort der Vernetzung und Fokussierung. Die Performer zetteln Gespräche an. Körperzeichen, bewegte wie gesprochene Äußerungen folgen, angesiedelt zwischen Alltag – als Provisorium der Lebensbefindlichkeit – und Kunst: Netzwerk oder Patchwork? Wo fängt was an, wo hört was auf? Eins der wichtigsten Momente sind die Querverbindungen. Die Aktivitäten steigern sich, verschärfen und stören sich, überlagern sich, konkurrieren, entwickeln sich zum wechselseitigen, interaktiven Geschehen. Aus dem installierten Raum des Anfangs wird mit der Zeit ein Ereignisraum ohne festgelegte Absicht. Das bewußt Vage des Beginns, das vielfältig Fragmentierte der Aktionen und das Facettierte der theoretischen Diskurse bieten dem Zuschauer eine Öffnung, die er kennt und über die er direkt oder indirekt einsteigen kann: ins Ganze, oder in sein eigenes Stück! Wie alle früheren Projekte bezieht auch dieses, ein wesentliches Moment des Konzepts, das eigenständige künstlerische Potential der daran mitwirkenden Performer mit ein – doch wer sind es diesmal?
Die Installations-Performance "schöne weite Welt" findet vom 26. bis 29. Juli und 2. bis 5. August 2001 in der Reaktorhalle Luisenstr. 37a, München, um 20 Uhr statt.
Montag, 23. Juli 2001 - pünktlich 20:00 Uhr
Eintritt frei
München Luisenstr. 37a
(Ecke Gabelsbergerstraße)
U2 Königsplatz
Musiklabor
Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München
Tel. 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de