ECHTZEITHALLE e.V. MÜNCHEN
HomeGesamtarchivBilderMonatsmusikMonatsklangKunst & Wissenschaft

48. Montagsgespräch im Musiklabor München

Südafrikanische Klaviermusik mit Jill Richards

Videodokumentation von Bernhard Thurz

Konzertmitschnitt vom 11. November 2000 aus der Reaktorhalle

Neue südafrikanische Klaviermusik

JILL RICHARDS, Klavier

Arnold van Wyk (1916-1983) 
Night Music (1955-1958)

Rüdiger Meyer (geb. 1968) 
divided west (and equally) (1999)

Stefans Grové (geb. 1922) 
Images from Africa (1998-1999)

Rain Valley 
Night Music from Somewhere 
Yemoja, Great Mother of the Waters 
Invocation of the Water Spirits 
Lamenting Birds 
Dream Memories of an Old Dancer

Kevin Volans (geb. 1949) 
Newer Music (1981, neu überarbeitet 1997)

JILL RICHARDS

Jill Richards studierte an der Universität von Kapstadt (Flöte und Klavier, beide im Hauptfach) und schloss mit Auszeichnung mit dem Degree of Bachelor of Music ab, nachdem sie mehrere Preise gewonnen hatte. Nach der Verleihung des Harry Crossley Bursary studierte sie weiter am Royal College of Music, London, wo sie sowohl für Flöte als auch Klavier mir dem Postgraduate Diplom als auch dem ARCM-Diplom abschloss.

Sie setzte ihr Studium in den USA und in Portugal bei Sequeira Costa und in Südafrika bei Dalton Baldwin fort. Jill Richards tritt sowohl als Kammermusikerin als auch als Solistin auf und arbeitet mit vielen verschiedenen Instrumentalisten. Ihr Interesse gilt sowohl dem Standardrepertoir als auch der Musik des 20igsten Jahrhunderts. Besonders fühlt sie sich der Musik Südafrikas und der Musik des afrikanischen Kontinents verpflichtet.

Sie hat zwei CDs mit südafrikanischer Klaviermusik sowie eine CD mit der Flötistin Lesley Sheills eingespielt. Ihr wurden zahlreiche Werke gewidmet, und sie hat viele südafrikanische Stücke uraufgeführt, in Südafrika sowie auch im Ausland, Dazu gehört das ihr gewidmete Klavierkonzert von Peter Klatzow, das sie zum 50igsten Geburtstag des Komponisten in Kapstadt aufführte, und das Konzert "Work Songs 2" von David Kosviner. Weiter wurde ihr gewidmet die Klaviersuite "Images of Africa" von Stefans Grové, das Trio "Ceremonies and Tongues" und "Rituals" für Soloklavier von Bongane Ndodana.

Ihre Konzerttätigkeit brachte sie in die USA, nach Russland, den Fernen Osten, Europa. Sie spielte im Juli 1999 in der Queen Elizabeth Hall in London zur Feier des 50igstens Geburtstag von Kevin Volans. Die dort eingespielte CD "cicada" erschien April 2000. Als Pianistin und Cembalistin hat sie zahlreiche Aufnahmen mit der South Broadcasting Corporation aufgenommen. Sie hat an der Universität Witwatersrand, Johannesburg, Klavier unterrichtet.

ARNOLD VAN WYK - "Night Music" ist ein umfangreiches und komplexes Werk, welches Sonatenform und Variationen miteinander kombiniert. Van Wyk selbst intendiert in dieser Arbeit eine portraitierende Sicht der Nacht: Ihre Schönheit, ihr Mysterium, ihre Furchtsamkeit im Zusammenhang mit ihrer Eigenschaft als Prototyp der Liebe, des Schlafes und des Todes.

"Night Music" ist - bestenfalls als elegisch bezeichnet - ein Klagelied. Van Wyk klagt jedoch nicht immer unter dem Weidenbaum im fahlen Mondlicht, sondern rebelliert mit seiner Komposition gegen die Härte des Lebens in der Erinnerung an die guten Zeiten und Dinge, die vergangen sind. Das Stück wurde von Jill Richards 1996 eingespielt.

RÜDIGER MEYER - "divided west (and equally)" ist die Erkundung der Möglichkeit einer Reise durch einen Tonhöhen- und Zeitraum mittels gleich grosser Schritte oder proportionaler Unterteilungen, wobei die Prämisse ist, dass diese zwei Arten von Unterteilungen zwei essentiell unterschiedliche Arten des Hörens repräsentieren.

Die Intervalle der Oktave, der Quinte und der Quarte sind jeweils in Tonleitern von 5, 6 und 7 gleichen Tonschritten unterteilt, die zusammen mit der temperierten, chromatischen Leiter die 10 Leitern mit gleichen Abständen bilden, welche dem Stück unterlegt sind.

Das Live-Piano spielt eine Doppelrolle, indem es einerseits an einem Prozess teilnimmt, der die Geschwindigkeit einer gleichmäßig unterteilten Tonleiter auf eine weitere der 10 zur Verfügung stehenden Tonleitern (von denen das Klavier nur zwei spielen kann - die chromatische und die Ganztonleiter) aufzeichnet und anderereits Melodien interpretiert, die aus der Kollision der verschiedenen, gleich beabstandeten Tonleitern, resultieren, die in (gleichmäßig temperierten) Verhältnissen ausgedrückt sind.

STEFANS GROVÉ - "Images from Africa" 
Rain Valley
: Wer jemals ein afrikanisches Regental im Sonnenuntergang gesehen hat, wird das Zusammenspiel von blauem Licht und dunklen Schatten bewundern. Das Stück ist nur für die rechte Hand geschrieben. 
Night Music from Somewhere : Traurige Musik für eine einsame Seele in einer weiten Landschaft, begleitet von einer delikaten Textur, die den musikalischen Bogen, ein sehr weiches Instrument, in Erinnerung ruft. 
Yemoja, Great Mother of the Water : basiert auf einer nigerianischen Legende. Diese mythische Figur, die als eine Wasserkönigin regiert, kann kraftvolle und oft grausame Taten vollbringen, aber sie kann auch Liebe und Zartheit zeigen. 
Invocations of the Water Spirit : In diesem Stück ist die Anrufung der Wassergeister in einer Reihe von mysteriÖsen Gesten zu hören. Das Stück ist nur für die linke Hand geschieben. 
Lamenting Birds : Wehklagende Vögel. Mit dem Klang des ersten Taktes, der durchgehend wiederholt wird, vermischen sich nostalgische Vogelgesänge. 
Dream Memories of an Old Dancer : ein sehr alter Man sitzt auf der Sonnenseite seiner Hütte und denkt darüber nach, wie er vor vielen Monden so virtuos tanzen konnte.

Seit 1984 hat sich Grové auf den Weg eines kulturellen "cross cultural" eingelassen, d.h. er hat angefangen, Elemente der afrikanischen Eingeborenen als eine kreative Spur im Kontext mit der westlich geschulten Musiksprache zu verwenden. Rythmische und melodische ethnische Elemente bilden den Kern seiner Musik und diese werden der westlichen, strukturellen Disziplin unterzogen. Das Ergebnis ist unmissversländlich afrikanischer Geist. Images from Africa, ein Auftragswerk der University of Pretoria, ist Jill Richards, der führenden Interpretin von südafrikanischer Klaviermusik gewidmet. Diese sechs Stücke wollen die verschiedenen Aspekte des traditionellen und (bis zu einem gewissen Grad) vergangenen afrikanischen Landlebens abbilden. Sie sind ein Porträt der Landschaften und der Charaktere.

KEVIN VOLANS - "Newer Music". 1980, an dem Tag, an dem die Kölner Gesellschaft für Neue Musik gegründet wurde, haben Gerald Barry, Chris Newman und ich die Kölner Gesellschaft für "Neuere Musik" gegründet. Es war eine fröhliche Form von Protest - um das Ende einer Ära zu beklagen, in der keine Notwendigkeit für eine Bürokratie gewesen ist, welche zwischen dem Komponisten und seinem Werk stand. Ich schrieb "Newer Music" für Klavier zur Feier dieses Ereignisses. Es ist eine Sammlung virtouser Miniaturen. Die Grundidee wav zuerst und zuvörderst die Seite zu füllen - die Seite mit irgend etwas zu füllen, so lange es Energie und Leben hatte. Wir applaudierten vor allem der Freiheit - der Freiheit auf jede Art zu schreiben die wir auswählten - der Freiheit von der Rücksicht auf Technik, Stil , historische Korrektheit und Professionalität. Zu Ehren Davidsbündlers erklärte ich Schumanns Intermezzo vom Faschingsschwank für eine exakte Kopie meines vierten Satzes (oder vice versa). Der erste Satz ist von Verdi entliehen und der letzte Satz klingt merkbar einem indischen Lied ähnlich, das ich 13 Jahre später zum ersten mal hörte.

Montag, 12. Februar 2001   19:30 c.t.
Eintritt frei

München Luisenstr. 37a
(Ecke Gabelsbergerstraße)
U2 Königsplatz
Musiklabor

Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München

 
Letzte Änderung: 07.04.2022
 · Copyright © 1999 - 2024 Echtzeithalle e.V. · https://echtzeithalle.de?id=182