190. Montagsgespräch im Musiklabor München
Der Ozean der Klänge besteht hauptsächlich aus Wasser
Algorithmische Komposition mit Python
René Bastian, Wissembourg, Frankreich
Das Neue, das uns die elektronische Klangkomposition beschert hat, ist nicht wie gehofft, ein Ozean der Klänge, sondern die Möglichkeit unsere Ansichten über Klang und Form zu verfeinern. Mit Hilfe einer allgemeinen Computersprache ("Python"), in der alle Algorithmen gemeinverständlich geschrieben werden können, wird experimentelle Musik zur Exploration (Entdeckung und Erforschung) von Intervallwelten, die dem instrumentalen Spiel nicht zugänglich sind. Das Ziel dabei ist nicht, der großen Ansammlung von dedizierter Musiksoftware eine andere dazuzufügen, sondern die Algorithmen so zu formulieren, daß sie leichter zugänglich werden als in den kryptischen traditionellen Computersprachen.
Programm im Montagsgespräch:
- Uraufführung von REG-050613 / Musik für zwei Lautsprecher (3
Minuten)
- Lektüre (oder Projektion) der Partitur in Python
- Nochmals REG-050613 (die Anwesenden sollten sich bewegen - wenigstens
die Ohren ;-) Diskussion.
René Bastian:
Eine Art "curriculum vitae" : Es fing an mit Geigenspiel und
klassischer Musik, später Posaune (Volksmusik, Big Band Jazz). Irgendwann
erklang im Rundfunk Stravinsky, Schoenberg, Bartok, Hindemith, Debussy,
Ravel, Honegger, Milhaud, etc: emotional ungemein stimulierende Musiken.
Wie macht man solche Musiken? Entdeckung der Musiktheorie: polytonal,
seriell, atonal, freitonal. Irgendwo ist Alles möglich, aber in und um
Strassburg herum ist gar Nichts möglich. Daher die ersten Versuche
Konzerte nicht akademischer Musik zu organisieren. Kompositionsversuche:
einige Spuren, z. Bsp. Opus I oder einige andere bewusst unspielbare
Stücke: Trois pièces difficiles, op. II Ende der 60er Jahren
entschliesse ich mich "musique concrète" und elektronische Musik zu
machen. [...] Das erste Solokonzert : 17. und 18. Februar 1973. Einige
Mitwirkungen bei Josef Anton Riedl's Veranstaltungen und beim Centre
Européen de Recherche Musicale in Metz. Einige schöne Augenblicke
zwischen Utopie, Pfingsten und Wissembourg. Zum Beispiel Hi-Fi --
Elektronische Musik mit Heimgeräten: ein Spiel mit den unerwünschten
Klängen, die in Hi-Fi Anlagen entstehen. In Répétitions pour l'An
zéro determiniert eine unbegrenzte Serie eine Anzahl von
verschiedenartigen Partituren, die interpretiert werden können (Lesen,
Schreiben, Manipulieren, Spielen). [...] Die industrielle MIDI-Norm ist
für mich eine Katastrophe. Die Umwandlung des Künstlers in einen
sozialversicherten Acteur ist eine Katastrophe für die Musik. [...] Seit
2002, elektronische Musik in einer allgemeinen Computersprache
(Python).
Montag, 13. Juni 2005 - 20:00 Uhr
Eintritt frei
Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz
Musiklabor
Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und
Theater München
Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de