ECHTZEITHALLE e.V. MÜNCHEN
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180. Montagsgespräch im Musiklabor München

Konturen der Musique concrète

Hans Rudolf Zeller

Die Konturen der 1948 erstmals in einer Sendung des französischen Rundfunks vorgestellten Musique concrète sind mittlerweile sehr viel schwächer geworden, besonders wenn man sie mit den ersten Produktionen der seit Anfang der 50er Jahre in Köln komponierten elektronischen Musik vergleicht. Denn schon seit längerem sehen sich beide zuweilen oft zum Verwechseln ähnlich. Damals jedoch schien das, was aus dem Kölner Studio kam dazu berufen, die musikalische Anarchie, die offensichtlich im Pariser Studio von Pierre Schaeffer ausgebrochen war, mit einem Schlag zu beenden, weil sie den unbegrenzten Zugriff auf Klangphänomene jeglicher Art, seien es nun Sprachlaute oder Donnerschläge vorweg einschränkte und die Musik wieder auf ein immerhin seriöseres, wenn bis dahin auch ungebräuchliches Material wie die Sinustöne gründete. Aber es waren wenigstens wieder Töne. Das Material der Musique concrète hingegen war zwar unbegrenzt, aber von Anfang an nur mit Hilfe der modernen Medien zu gewinnen, zudem stets das Produkt eines technischen Eingriffs, der die Schallplattenrille gegen ihre natürliche Funktion verschließt und derart ein Klangobjekt schafft, das sich weiter bearbeiten läßt. Noch jahrelang nicht nur auf, sondern mit Schallplatten produziert, prägte die Technik der geschlossenen Rille auch dann noch die Physiognomie der Musique concrète, als sie längst auf Tonband umgestellt war.

Während sich die elektronische Musik erstaunlich schnell auf Dialoge mit der Instrumentalmusik einließ und darüber ihren spezifischen Mediencharakter vernachlässigte, verfolgte die Musique concrète konsequent jene Tendenzen, die aus ihrer technischen Konfiguration resultierten, kreierte den Prototyp der ganz und gar musikeigenen Collage, danach verschiedenste Formen der anekdotischen oder auch dokumentarischen Musik und wußte bald auch den Computer in den musikalischen Gestaltungsprozeß einzubeziehen. Und all dies und mehr war nicht das Werk von Pierre Schaeffer allein, ergab sich vielmehr aus der Zusammenarbeit vieler Komponisten, deren Gruppen im Dienste der "musikalischen Recherchen", der "Recherches musicales" nunmehr seit mehr als fünfzig Jahren in Aktion sind.

Montag, 21. Februar 2005 - 20:00 Uhr

Eintritt frei

Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz

Musiklabor

Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München

Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de  

 
Letzte Änderung: 10.01.2007
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