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204. Montagsgespräch im Musiklabor München

Audifikate

Betrachtungen über Zirrus, die Musik der Daten eines Wolkenfliegers

Dieter Trüstedt

Selbst wenn ich Elektronen nicht unmittelbar sehen kann, sind sie Natur in jeder Beziehung. Auch der uns näher liegende Mikroorganismus ist nicht direkt sichtbar. Wir sprachen darüber, ob die Unsichtbarkeit dieser natürlichen Wesenheiten eines der Gründe ist, warum sie in der Kunst nicht thematisiert werden. Sie sind scheinbar von einer anderen Welt, haben womöglich keine Seele und die Wahrnehmung eines Betrachters ist im allgemeinen nicht auf diese Phänomene der Natur konditioniert.

Mit dem Thema der Audifikation wollen wir neue Bereiche mit den Methoden der künstlerischen Erkenntnis öffnen. Was zunächst passiert: Unsere Konditionierungen des Empfindens werden hinterfragt, wir erkennen neue Zeit- und Form-Strukturen, die Ästhetik der Gestaltung und Wahrnehmung bekommt neue Aufgaben - auch wenn es zunächst nur darum geht, Fremdes, das gegeben ist, interessant und vielleicht schön zu finden.

Jörg Schäffer und Jutta Köhler hatten im vorletzten Montagsgespräch die klangliche Umsetzung von molekularen Ereignissen dargestellt. In diesem Montagsgespräch geht es um die Daten makroskopischer Phänomene der Natur. Es sind die "grauen" Messreihen eines Wolkenfliegers durch eine Zirruswolke, die als akustische Bilder in der Zeit wiedergegeben werden.

Das Computer-Programm Pure Data (Miller Puckette in http://crca.ucsd.edu/~msp/) ermöglicht solche künstlerischen Umsetzungsprozesse. Wir werden diese Verfahren in realiter darstellen und diskutieren. Und wir hören die Musik des siebenköpfigen Laptop-Ensembles als Mitschnitt aus der Aufführung im Stadthaus Ulm am 21. Juli 2005.

Im Vordergrund ein Kopfhörer mit der Musik zum Temperaturverlauf während des 14-minütigen Fluges durch eine Zirruswolke in 10 km Höhe. Im Hintergrund Fragmente des Pure-Data-Programms, das die Temperaturdaten (im Bereich von -50 Grad Celsius) im Sekundentakt in Musik umsetzt. Sowohl die Musik als auch das im Foto sichtbare Poster wurden künstlerisch bearbeitet. Ausstellung: "Wasser - kann man Wolken hören?", Galerie der Universität Ulm, 3. Nov. 05 bis 13. Apr. 06. 

Foto: Kirsten Beyer

Montag, 5. Dezember 2005 - 20:00 Uhr

Eintritt frei

Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz

Musiklabor

Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München

Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de  

 
Letzte Änderung: 10.01.2007
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