81. Montagsgespräch im Musiklabor München
Dieter Trüstedt
Elektronische Musik 1950/60
Historische Aufnahmen von Luciano Berio, Jannis Xenakis, György Ligeti und Franco Evangelisti
1951 eröffnete Herbert Eimert am Westdeutschen – damals Nordwestdeutschen – Rundfunk in Köln das Studio für elektronische Musik. Köln wurde in Deutschland die Hochburg dieser Musikform. 1954 war die Uraufführung von Karlheinz Stockhausens "Gesang der Jünglinge" durch dieses Studio. Die Faszination der elektronischen Musik breitete sich Ende der 60er Jahre durch die Einführung des Moog-Synthesizers auch in der breiten Öffentlichkeit aus. Heute sind die künstlerischen Entdeckungen und Techniken der elektronischen Erzeugung bzw. Verarbeitung von Klängen Standard in der gegenwärtigen Musik.
In der Mitte der 60er verwendeten wir im Mechanischen Theater München (Marionettentheater, Studenten der TU, Lenbachhaus) bereits elektronische Musik von Luciano Berio. Ende der 60er Jahre bauten wir Sinus- und Rauschgeneratoren, Filter, Ringmodulatoren für Live Aufführungen.
Der "ewig" andauernde Klang der Generatoren, die statistischen Impulse und Rhythmen, die Klangverfärbungen, das unendlich langsame Anwachsen des Rauschens, die flackernden Sinusklänge aus dem mehrfach gefilterten weißen Rauschen, die Melodieketten der Sequenzer (als Vorläufer der Minimal-Musik), das Zerreißen der Harmonien des Gesangs durch die Multiplikation im Ringmodulator war für uns der Klang der gegenwärtigen Welt. Wir spielten mit den Klängen wie die Künstler mit den Farben und Formen in der abstrakten Kunst. Diese reine Form der elektronischen Musik, d.h. die künstlerische Arbeit mit den Grundelementen der (physikalischen) Klangerzeugung, ist heute wieder aktuell. Geräte, wie sie früher nur große Studios hatten, stehen jetzt im Computer unbegrenzt zur Verfügung. Im unmittelbaren Spiel mit Mathematik, Physik, Technik und natürlichem Klang liegt die "magische" Faszination einer Klangvorstellung, wie sie in den Anfängen der abendländischen Musik formuliert und gesucht wurden.
Dieter Trüstedt studierte Physik an der Technischen Hochschule München. Er arbeitet als freier Künstler (Licht, Klang und Musik) in München.
Montag, 14. Januar 2002 - 20:00 Uhr
Eintritt frei
München Luisenstr. 37a
Eingang Rückseite
Seminar-Raum L 18 Erdgeschoß
U2 Königsplatz
Musiklabor
Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München
Tel. 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de