114. Montagsgespräch im Musiklabor München
Jutta Köhler
Das Ohr
Das Gehör als komplexes, nichtlineares biologisches System beschäftigt die Physiker seit ca. 20 Jahren. Prof. Birger Kollmeier von der Uni Oldenburg (http://medi.uni-oldenburg.de) entwickelt numerische Hörmodelle zur Optimierung neuer Hörgeräte mit verbesserter Störgeräusch-Unterdrückung, er untersucht die Musikübertragung im Internet mit MP3 und entwickelt eine objektive Beurteilung der Sprachgüte von Handys – Themen zwischen Medizin und Physik.
Die Funktion des normalen Innenohrs ist hochgradig nichtlinear, die Quelle der Nichtlinearitäten sind die Haarzellen, die die Bewegung der Basilarmembran in eine elektrische Spannung umsetzen und dabei sogar Auslenkungen im Sub-Nanobereich hörbar machen. Die Laufzeitdifferenz einer Schallquelle zwischen beiden Ohren kann im Gehirn umgerechnet werden: dabei wird eine Winkelauflösung von 1 Grad und eine Zeitgenauigkeit von bis zu 20 µs auf unserer „akustischen Orientierungskarte“ erreicht- eine phantastische Leistung unseres Gehörs . . .
Der Gehörsinn ist der erste Sinn, der beim Embryo entwickelt wird und der letzte, der uns begleitet bevor wir sterben! Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Musik einen so bedeutenden Einfluß auf uns – auf unsere Wahrnehmungen und unsere Empfindungen – hat.
Hörbeispiele vorgestellt von Dieter Trüstedt
Dr. rer. nat. Jutta Köhler ist theoretische Chemikerin und Biochemikerin, in der Computerchemie und EDV tätig, sie schreibt seit 1976 Gedichte und Kurzgeschichten und malt seit 1997 Ölbilder.
Montag, 9. Dezember 2002 - 20:00 Uhr Reaktorhalle München: Carl Orff Auditorium | Veranstalter: Echtzeithalle e.V. in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München |