82. Montagsgespräch im Musiklabor München
Roger Kausch
Aspekte des Erlernens, der Aufführpraxis, der Komposition und der musikalischen Struktur balinesischer Gamelan-Musik
Als ich beim Bauen einer neuen Suling auf Bali so vor mich hin spielte, um auszuprobieren, ob sie in allen Registern anspricht und der Klang ausgewogen ist, hat Nyman Kaler so ein bißchen mitgesummt – kleinste Partikel erinnern ihn an ganze Musikstücke. Nachdem er von mir mehrmals so unabsichtlich in die Irre geleitet wurde, machte er ein verzweifeltes Gesicht und fächelte mit Handbewegungen an seinen Ohren, als wolle er Mücken vertreiben und schüttelte dazu heftig den Kopf.
Die meisten heutigen Musiker in Bali sind reine Praktiker, sie sind meist nicht in der Lage eigene Kompositionen zu entwerfen. Ich frage mich, ob sie überhaupt die formalen Zusammenhänge ihrer Musik verstehen wollen. Sie haben die Stücke durch Vormachen und Nachmachen gelernt, sie sind von Anfang an mitten im Musizieren. Sie haben die Musik immer als Ganzes erlebt, d.h. alle Stimmen des Stückes einschließlich der eigenen Stimme. Einmal gab es in Jung-Sri großes Gelächter, weil wir einen Ton in einem Stück anders spielten, als in diesem Dorf üblich. Das war weniger ein Auslachen als ein Zeichen von großer Irritation. Die Musiker verlassen sich ausschließlich auf ihr Gedächtnis, um ihre Musik aufzuführen. Jeder falsche Ton ist daher ein Anschlag auf das System ihrer Musik. Skizzen der Suling. Die Gamelan Musik begleitet Roger Kausch seit 20 Jahren. Er wird Motive auf der Suling und aus Aufnahmen vorspielen. Roger Kausch studierte Malerei an der Kunstakademie München, arbeitet als freier Künstler und Musiker in München. |
Montag, 21. Januar 2002 - 20:00 Uhr Eintritt frei München Luisenstr. 37a | Musiklabor Veranstalter: Tel. 089 / 2721856 |