160. Montagsgespräch im Musiklabor München
Sechsfingermusik
Christoph Reiserer
An einer eigenen Komposition mit dem Titel „Sechsfingermusik“ werden einige Gedanken über die Komposition und Improvisation von Körperaktionen vorgestellt. Es soll über eine Arbeitsweise gesprochen werden, bei der nicht das Resultat im künstlerischen Fokus steht, sondern die körperlichen Aktionen, die nötig sind, um zu einem künstlerischen Resultat zu kommen.
In „Sechsfingermusik“ werden alle möglichen Kombinationen für die sechs elementaren Tonlöcher bei Holzblasinstrumenten bestimmt. Es ergeben sich 2hoch6 = 64 Griffe mit den daraus resultierenden 64 Klängen. Diese 64 Griffe werden seriell eingesetzt, sind also alle gleichwertig – unabhängig von Konventionen und Traditionen. Diese Strenge bedeutet nicht nur Ordnung, sondern in gewisser Weise auch eine Art von Befreiung von unreflektierten Gewohnheiten – zumindest auf dieser einen musikalischen Ebene.
Zur Diskussion sollen aber auch Stücke von anderen Musikern gestellt werden, bei denen die Beschäftigung mit motorischen Abläufen im Zentrum ihrer Arbeit steht, wie z. B. bei Evan Parker und Cecil Taylor.
Erste Partiturseite aus "Sechsfingermusik" von Christoph Reiserer
Christoph Reiserer, geboren 1966 in Wasserburg am Inn studierte Musikwissenschaft und Philosophie in München und Berlin. Als Saxofonist Autodidakt, befasst er sich insbesondere mit neuen Spieltechniken und gemeinhin mit allem, was den Entstehungsprozess von Musik an sich betrifft. Sein besonderes Interesse gilt der Improvisation und dem musikalischen Theater. Er erhielt verschiedene Stipendien und Preise unter anderem beim Leipziger Improvisationswettbewerb 1997. Seit 1998 entstanden eigene Theaterproduktion: "Heiss" (1998) und "up & down" (2001 im Deutschen Museum München). Als Wissenschaftler und Mitarbeiter des internationalen Projekts LIST befasst er sich mit der Erforschung neuer Spieltechniken auf Holzblasinstrumenten und deren Darstellung auf CD-ROM. Außerdem komponiert und improvisiert er bei Musik zum Anfassen mit Kindern an Münchner Schulen. Seit März 2003 ist er Gast am Center for Contemporary Arts in Glasgow.
Montag, 7. Juni 2004 - 20:00 Uhr Eintritt frei Carl Orff Auditorium | Musiklabor Veranstalter: |