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166. Montagsgespräch im Musiklabor München

Ulrike Döpfer und Dieter Trüstedt

Urbild Abbild Bilderverbot

Die Jetztzeit ist eine stark bildbestimmte Epoche. In den Künsten ebenso wie in der Massenkultur wird das Textuelle immer mehr vom Bildlichen überlagert. Eine der wichtigsten Funktionen des Bildes in den unterschiedlichen Medien ist das Versprechen von Wirklichkeit. Was aber wird abgebildet? Welche Beziehung besteht zwischen Urbild und Abbild?

Vor ca. 3000 Jahren wurde in der jüdischen Religion ein Bilderverbot postuliert, das die Abbildung von Kultbildern untersagte. Mit dem Aufkommen des Islam im 7. Jht. formulierte eine andere monotheistische Religion ein vollständiges Verbot von Bildern, worauf sich die Kunst des Ornamentalen auf vielfältigste Art entwickelte. In den christlichen Religionen dagegen hat die Darstellung des Gottes- oder Heiligenbildes eine lange Tradition. Ausgehend von einem Blick auf das Bilderverbot in den monotheistischen Religionen sollen anhand von Texten, die sich mit einem Gebot zum Vermeiden von Bildern befassen, zeitgenössische Perspektiven umrissen werden.

Könnte, wie der Wiener Künstler Peter Daniel meint, die Besinnung auf das Gebot der Bildlosigkeit der heutigen Tendenz, textbestimmte Kunst in eine bildbestimmte zu transformieren, fruchtbare Impulse geben?

Fußnoten:

Neben dem 2. Gebot "Du sollst Dir kein Bildnis machen", das auch die Abbildung des Menschen einschließt, ist in den Moscheen auch jede religiöse Musik verboten, abgesehen vom melodischen Vortrag des Koran. (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Moschee).

Bei Meister Eckehart heißt es: Das Bild, insofern es ein Bild ist, ist kein Seiendes, denn je mehr du seinen Seinsgehalt betrachtest, um so mehr führt es weg von der Erkenntnis der Sache, deren Bild es ist. (Lateinische Werke V 43,14). Das Bild des Seins verfällt dann zum Zeichen der Abwesenheit des Seins.

In den Naturwissenschaften wird das Bild, das Diagramm, als sehr wichtig für die Erkenntnis angesehen. Das Diagramm macht Zahlenwerte anschaulicher, leichter überblickbar. In den abgebildeten Meßkurven wird häufig eine dahinter liegende Formel erkannt. Diagramme und Formeln sind grundsätzlich nur Momentzustände auf dem Weg der naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Beide geben nur die Interpretation von Messungen wieder. Die Wirklichkeit sind sie nicht.

In den Kliniken werden Meßergebnisse auch hörbar gemacht, auch mehrere Messungen gleichzeitig. Das Ohr kann unmittelbar Befindlichkeiten erkennen.

Montag, 4. Oktober 2004 - 20:00 Uhr

Eintritt frei

Carl Orff Auditorium
München, Luisenstr. 37a
U-Bahn U2 Königsplatz

Musiklabor

Veranstalter:
Echtzeithalle e.V.
in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München

Tel. 089 / 289 27 477 oder 089 / 2721856
www.echtzeithalle.de  

 
Letzte Änderung: 10.01.2007
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